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Wartezeit in Galiläa

6. Die Ereignisse eines Sabbattages

137:6.1

Der erste öffentliche Auftritt Jesu nach seiner Taufe fand in der Synagoge von Kapernaum am Sabbat, dem 2. März 25 n. Chr. statt. Die Synagoge war zum Ber­sten voll. Zu der Geschichte der Jordantaufe kamen jetzt die jüngsten Berichte aus Kana von Wasser und Wein. Jesus gab seinen sechs Aposteln Ehrenplätze, und neben ihnen saßen auch seine leiblichen Brüder Jakobus und Jude. Seine Mutter, die mit Jakobus am Vorabend nach Kapernaum zurückgekehrt war, war ebenfalls anwesend; sie saß im für die Frauen bestimmten Teil der Synagoge. Alle Anwesenden waren nervös; sie erwarteten, eine außergewöhnliche Entfaltung übernatürlicher Macht zu sehen, die ein beredter Beweis für die Natur und Autorität dessen sein würde, der an diesem Tag zu ihnen sprach. Aber sie sollten enttäuscht werden.

137:6.2

Als Jesus sich erhob, überreichte ihm der Leiter der Synagoge die Schriftrolle, und Jesus las aus dem Propheten Jesaja: „So spricht der Herr: ‚Der Himmel ist mein Thron und die Erde mein Schemel. Wo ist das Haus, das ihr für mich gebaut habt? Und wo ist mein Wohnort? All diese Dinge haben meine Hände gemacht‘, sagt der Herr. ‚Aber auf den Armen und Zerknirschten werde ich blicken und auf den, der zittert vor meinem Wort.‘ Hört des Herrn Wort, ihr, die ihr zittert und ihn fürchtet: ‚Eure Brüder haben euch gehasst und euch in meinem Namen verstoßen.‘ Aber gepriesen sei der Herr! Er wird euch in der Freude erscheinen, und alle anderen werden beschämt sein. Eine Stimme dringt aus der Stadt, aus dem Tempel, eine Stimme kommt vom Herrn und sagt: ‚Noch bevor sie in den Wehen lag, gebar sie; bevor die Schmerzen über sie kamen, wurde sie von einem Knaben entbunden.‘ Wer hat je so etwas vernommen? Kann die Erde in einem Tag Früchte tragen? Oder wird eine Nation auf einmal geboren? Aber so spricht der Herr: ‚Siehe, ich will den Frieden sich wie einen Fluss ausbreiten lassen, und sogar der Ruhm der Heiden soll einem fließenden Strom gleichen. Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, werde ich euch trösten. Und sogar in Jerusalem sollt ihr Trost finden. Und wenn ihr diese Dinge seht, frohlocket in euren Herzen.‘“

137:6.3

Nachdem er die Lesung beendet hatte, legte Jesus die Rolle in die Hände des Verwahrers zurück, und bevor er sich setzte, bemerkte er nur: „Seid geduldig, und ihr werdet die Herrlichkeit Gottes sehen; ebenso soll es all jenen geschehen, die bei mir ausharren und dabei lernen, den Willen meines Vaters im Himmel zu tun.“ Und die Leute gingen nach Hause und fragten sich, was das alles bedeuten sollte.

137:6.4

An diesem Nachmittag bestiegen Jesus und seine Apostel mit Jakobus und Jude ein Boot, ruderten ein kleines Stück an der Küste entlang und warfen dann Anker, während er mit ihnen über das kommende Königreich sprach. Und sie begriffen jetzt schon besser als am Donnerstagabend.

137:6.5

Jesus wies sie an, ihre gewohnten Tätigkeiten wieder aufzunehmen, „bis die Stunde des Königreichs gekommen ist“. Und um ihnen Mut zu machen, gab er ein Beispiel, indem er seine regelmäßige Arbeit in der Bootswerkstatt wieder aufnahm. Jesus erklärte ihnen, sie sollten jeden Abend drei Stunden mit dem Studium und der Vorbereitung auf ihre kommende Arbeit zubringen und fügte hinzu: „Wir werden uns alle in der Gegend bereithalten, bis der Vater mich anweist, euch zu rufen. Jeder von euch kehre nun an seine gewohnte Arbeit zurück, so, als ob nichts geschehen wäre. Sprecht mit niemandem über mich und behaltet stets vor Augen, dass mein Königreich nicht mit Lärm und Glanz kommen wird, sondern vielmehr durch die große Veränderung, die mein Vater in euren Herzen und in den Herzen jener bewirken wird, die berufen sind, sich in den Räten des Königreichs zu euch zu gesellen. Ihr seid jetzt meine Freunde; ich habe Vertrauen zu euch und ich liebe euch; ihr werdet bald meine persönlichen Mitarbeiter sein. Seid geduldig und sanftmütig. Gehorcht jederzeit dem Willen des Vaters. Macht euch für den Ruf des Königreichs bereit. Obwohl ihr im Dienste meines Vaters große Freude erfahren werdet, solltet ihr euch auch auf Schwierigkeiten gefasst machen, denn ich möchte euch klar zu verstehen geben, dass viele nur durch schwere Prüfungen ins Königreich gelangen werden. Aber die Freude derer, die das Königreich gefunden haben, wird vollkommen sein, und man wird sie die Seligen der Erde nennen. Gebt euch indessen nicht falschen Hoffnungen hin; die Welt wird an meinen Worten Anstoß nehmen. Sogar ihr, meine Freunde, begreift nicht ganz, was ich euren verwirrten Gemütern darlege. Damit ihr mich nicht falsch versteht: Wir schicken uns an, für eine Generation von Zeichensuchern zu arbeiten. Sie werden nach Wundertaten rufen als Beweis dafür, dass ich von meinem Vater gesandt bin, und nur allmählich werden sie erkennen, dass in der Offenbarung der Liebe meines Vaters die Beglaubigung für meine Sendung liegt.“

137:6.6

Nachdem sie an diesem Abend an Land zurückgekehrt waren, und bevor jeder seiner Wege ging, betete Jesus, am Ufer stehend, also: „Mein Vater, ich danke dir für diese Kleinen, die trotz ihrer Zweifel jetzt schon glauben. Ihnen zuliebe habe ich mich abgesondert, um deinen Willen zu tun. Mögen sie nun lernen, untereinander eins zu werden, so wie wir eins sind.“


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