Es gab keine Schule, die Johannes mit vierzehn Jahren hätte abschließen können, aber seine Eltern hatten dieses Jahr für geeignet befunden, ihn das offizielle nasiräische Gelübde ablegen zu lassen. Folglich gingen Zacharias und Elisabeth mit ihrem Sohn hinunter nach Engedi am Toten Meer. Das war das südliche Hauptquartier der Nasiräischen Bruderschaft, und hier wurde der Knabe in aller Form und feierlich auf Lebenszeit in den Orden aufgenommen. Nach den Zeremonien und nachdem er gelobt hatte, sich aller berauschenden Getränke zu enthalten, sein Haar wachsen zu lassen und keine Toten zu berühren, ging die Familie nach Jerusalem weiter, wo Johannes vor dem Tempel die Opferhandlungen vollzog, die von allen, welche die Nasiräischen Gelübde ablegten, gefordert wurden.
Johannes verpflichtete sich für sein Leben mit denselben Gelübden wie seine berühmten Vorgänger Samson und der Prophet Samuel. Ein Nasiräer fürs Leben galt als gottgeweihte und heilige Persönlichkeit. Die Juden begegneten den Nasiräern mit fast ebensolcher Hochachtung und Verehrung wie dem Hohepriester, und das war nicht verwunderlich, da die auf Lebenszeit geweihten Nasiräer neben den Hohenpriestern die einzigen waren, denen das Betreten des Allerheiligsten im Tempel gestattet war.
Von Jerusalem kehrte Johannes nach Hause zurück, wo er seines Vaters Schafe hütete und zu einem kräftigen Mann mit edlem Charakter heranwuchs.
Als Johannes mit sechzehn Jahren die Geschichte von Elija las, machte der Prophet des Berges Karmel einen gewaltigen Eindruck auf ihn, und er beschloss, sich in derselben Weise wie dieser zu kleiden. Von jenem Tag an trug Johannes immer ein härenes Gewand mit einem Ledergürtel. Mit sechzehn war er bereits über ein Meter achtzig und hatte seine Mannesgröße fast erreicht. Mit seinen wehenden Haaren und seiner eigenartigen Kleidung war er in der Tat ein malerisch aussehender junger Mann. Und seine Eltern erwarteten Großes von ihrem einzigen Sohn, diesem Kind der Verheißung und Nasiräer auf Lebenszeit.