Als Jesus vom Kaspischen Meer heimkehrte, wusste er, dass die Zeit seiner Reisen durch die Welt so gut wie zu Ende war. Er begab sich nur noch einmal außerhalb Palästinas, und zwar nach Syrien. Nach einem kurzen Halt in Kapernaum ging er nach Nazareth, wo er sich einige Tage zu Besuch aufhielt. Mitte April reiste er von Nazareth nach Tyrus ab. Von hier machte er sich nach Norden auf und verweilte einige Tage in Sidon, aber sein Reiseziel war Antiochia.
Es ist das Jahr der einsamen Wanderungen Jesu durch Palästina und Syrien. Während dieses Reisejahres kannte man ihn in verschiedenen Landesteilen unter verschiedenen Namen: als Zimmermann von Nazareth, als Bootsbauer von Kapernaum, als Schreiber von Damaskus und als Lehrer von Alexandria.
Über zwei Monate verbrachte der Menschensohn in Antiochia, arbeitete, beobachtete, studierte, machte Besuche, sprach den Menschen zu und lernte dabei, wie der Mensch lebt, wie er denkt, fühlt und auf die Umwelt seiner menschlichen Existenz reagiert. Während dieser Zeit arbeitete er drei Wochen lang als Zeltmacher. In Antiochia blieb er länger als an irgendeinem anderen auf dieser Reise besuchten Ort. Als der Apostel Paulus zehn Jahre später in Antiochia predigte und seine Anhänger von den Lehren des Schreibers von Damaskus sprechen hörte, ahnte er nicht, dass seine Schüler die Stimme des Meisters selber gehört und seinen Unterweisungen gelauscht hatten.
Von Antiochia zog Jesus südwärts die Küste entlang nach Cäsarea, wo er sich einige Wochen aufhielt, bevor er die Küste hinunter nach Joppe weiterwanderte. Von hier ging er landeinwärts nach Jamnia, Aschdod und Gaza. Von Gaza führte ihn sein Weg ins Landesinnere nach Beerscheba, wo er eine Woche lang verweilte.
Jetzt begab sich Jesus auf seine letzte Wanderung als Privatmensch von Beerscheba im Süden mitten durch Palästina nach Dan im Norden. Auf dieser Reise nach Norden machte er Halt in Hebron, Betlehem (wo er seine Geburtsstätte sah), Jerusalem (ohne Besuch in Bethanien), Beerot, Lebona, Sychar, Sichem, Samarien, Geba, En-Gannim, Endor und Madon; über Magdala und Kapernaum wanderte er nordwärts, ging östlich an den Gewässern von Meron vorbei und gelangte über Karata nach Dan oder Cäsarea-Philippi.
Der ihm innewohnende Gedankenjustierer wies Jesus nun an, die Wohnstätten der Menschen zu verlassen und sich auf den Berg Hermon zu begeben, um hier das Werk der Meisterung seines menschlichen Verstandes zu vollenden und die letzte Anstrengung zur völligen Hingabe an sein restliches Lebenswerk auf Erden zu machen.
Das war einer von den ganz außergewöhnlichen Abschnitten im Erdenleben des Meisters auf Urantia. Ein anderer und sehr ähnlicher war jene Erfahrung, die er allein in den Bergen bei Pella gleich nach seiner Taufe machte. Die Zeit dieser Isolierung auf dem Berg Hermon markierte den Abschluss seines rein menschlichen Werdegangs und bedeutete formal die Beendigung seiner menschlichen Selbsthingabe, während die spätere Isolierung die mehr göttliche Phase der Selbsthingabe einleitete. Sechs Wochen lang lebte Jesus allein mit Gott auf den Hängen des Berges Hermon.