In den Zeit-Raum-Schöpfungen ist der freie Wille durch Einschränkungen, durch Begrenzungen eingeengt. Die Evolution des materiellen Lebens ist zuerst mechanisch, wird dann durch den Verstand aktiviert und kann (nach der Begabung mit Persönlichkeit) unter die Führung des Geistes kommen. Die organische Evolution auf den bewohnten Welten wird physisch beschränkt durch die Potentiale der durch die Lebensbringer vollzogenen ursprünglichen Ansiedlungen physischen Lebens.
Der sterbliche Mensch ist eine Maschine, ein lebendiger Mechanismus; er hat seine Wurzeln wirklich in der physischen Welt der Energie. Viele menschliche Reaktionen sind mechanischer Natur; das Leben ist in manchem maschinenmäßig. Aber der Mensch, ein Mechanismus, ist viel mehr als eine Maschine; er ist mit Verstand begabt und vom Geist bewohnt; und obwohl er während seines ganzen materiellen Lebens nie den chemischen und elektrischen Mechanismen seiner Existenz zu entrinnen vermag, kann er immer besser lernen, diese Maschine physischen Lebens der aus Erfahrung gewonnenen, steuernden Weisheit unterzuordnen, indem er den menschlichen Verstand der Ausführung der geistigen Anstöße des innewohnenden Gedankenjustierers weiht.
Der Geist befreit die Funktion des Willens, der Mechanismus begrenzt sie. Unvollkommene Wahl, die weder durch den Mechanismus kontrolliert wird, noch sich mit dem Geist identifiziert, ist gefährlich und destabilisierend. Mechanische Dominanz garantiert Stabilität auf Kosten des Fortschritts; der Bund mit dem Geist befreit die Wahl von der physischen Ebene und verschafft gleichzeitig jene göttliche Stabilität, die aus vertiefter Universumsschau und zunehmendem kosmischem Verständnis hervorgeht.
Das Geschöpf befindet sich in großer Gefahr, wenn es eine Befreiung von den Fesseln der Lebensmechanismen erreicht, es aber versäumt, diesen Stabilitätsverlust durch die Herstellung einer harmonisch arbeitenden Verbindung mit dem Geist wettzumachen. Das wählende Geschöpf, das sich von der mechanischen Stabilität relativ freigemacht hat, kann versucht sein, eine noch weitergehende Selbstbefreiung unabhängig von stärkerer Identifikation mit dem Geist anzustreben.
Das ganze Prinzip der biologischen Evolution macht es unmöglich, dass der primitive Mensch auf einer bewohnten Welt mit großen Gaben der Selbstbeherrschung erscheint. Deshalb sorgt derselbe schöpferische Plan, der die Evolution vorsah, ebenfalls für jene äußeren Zwänge von Zeit und Raum wie Hunger und Furcht, welche die untergeistigen Wahlmöglichkeiten solch unkultivierter Geschöpfe auf wirksame Art in engen Grenzen halten. In dem Maße, wie der menschliche Verstand immer schwierigere Hürden nimmt, hat derselbe schöpferische Plan auch für die langsame Anhäufung der rassischen Erbschaft von schmerzlich erworbener erfahrungsmäßiger Weisheit gesorgt – mit anderen Worten für die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen den abnehmenden äußeren Einschränkungen und den zunehmenden inneren Einschränkungen.
Die Langsamkeit der Evolution, des menschlichen kulturellen Fortschritts, zeugt von der Wirksamkeit dieser Bremse – der materiellen Trägheit – die den Fortschritt so erfolgreich daran hindert, sich in gefährlicher Weise zu beschleunigen. So dämpft und verteilt die Zeit selber die andernfalls tödlichen Resultate eines verfrühten Ausbrechens aus den Schranken, die menschliches Handeln unmittelbar einengen. Denn wenn die Kultur zu rasch voranschreitet, wenn die materiellen Vollbringungen der Entwicklung von Anbetung und Weisheit vorauseilen, enthält die Zivilisation in sich selber die Keime der Rückbildung; und wenn eine solche menschliche Gesellschaft nicht durch eine rasche Zunahme erfahrungsmäßiger Weisheit gestützt wird, wird sie von den hohen, aber verfrühten Ebenen des Vollbringens zurückfallen und wird das „Mittelalter“ des Interregnums der Weisheit zeugen von der unerbittlich erfolgenden Korrektur des Ungleichgewichts zwischen Selbstfreiheit und Selbstbeherrschung.
Der Frevel Caligastias bestand im Umgehen des Zeitreglers der allmählichen menschlichen Befreiung – in der unverdienten Beseitigung lästiger Schranken, Schranken, welche die sterblichen Gemüter jener Zeiten noch nicht durch Erfahrung überwunden hatten.
Ein Verstand, der zu einer teilweisen Abkürzung von Zeit und Raum gelangen kann, beweist gerade durch diese Leistung, dass er die Keime einer Weisheit besitzt, die erfolgreich anstelle der überwundenen einengenden Schranken dienen kann.
Luzifer versuchte gleichfalls, den Zeitregler zu sprengen, der im Lokalsystem für die Verhinderung einer verfrühten Erringung gewisser Freiheiten sorgte. Ein im Licht und Leben verankertes Lokalsystem ist auf dem Erfahrungsweg zu Anschauungen und Erkenntnissen gelangt, die das Arbeiten vieler Techniken erlauben, welche in den vor der Verankerung liegenden Ären desselben Systems eine zerrüttende und zerstörerische Wirkung gehabt hätten.
Im selben Maße, wie der Mensch die Fesseln der Furcht abschüttelt, mit seinen Maschinen Kontinente und Ozeane und mit seinen Aufzeichnungen Generationen und Jahrhunderte verbindet, muss er in Übereinstimmung mit den sittlichen Geboten wachsender menschlicher Weisheit jede überwundene Einschränkung durch eine neue und freiwillig akzeptierte Einschränkung ersetzen. Diese selbstauferlegten Einschränkungen sind zugleich die mächtigsten und die feinsten aller Faktoren der menschlichen Zivilisation – es sind Konzepte der Gerechtigkeit und Ideale der Brüderlichkeit. Der Mensch qualifiziert sich sogar dafür, das einengende Gewand der Barmherzigkeit zu tragen, wenn er es wagt, seine Mitmenschen zu lieben, während er die ersten Schritte in geistiger Bruderschaft tut, indem er beschließt, ihnen dieselbe Behandlung zuzugestehen, die er sich für sich selber wünschte, sogar jene Behandlung, die seiner Meinung nach ihnen Gott gewähren würde.
Eine automatische Universums-Reaktion ist stabil und setzt sich in irgendeiner Form kontinuierlich im Kosmos fort. Eine Persönlichkeit, die Gott kennt und seinen Willen zu tun wünscht, die eine geistige Schau besitzt, ist göttlich stabil und existiert ewig. Das Große Universumsabenteuer des Menschen besteht im Übergang seines sterblichen Verstandes von der Stabilität mechanischer Statik zur Göttlichkeit geistiger Dynamik, und er schafft diese Verwandlung durch die Kraft und Unveränderlichkeit seiner persönlichen Entscheidungen, indem er in jeder Lebenssituation erklärt: „Es ist mein Wille, dass dein Wille geschehe.“