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Die Realität religiöser Erfahrung

8. Philosophie und Religion

103:8.1

Obgleich sowohl Wissenschaft als auch Religion aufgrund ihrer Vernunft und Logik die Wahrscheinlichkeit Gottes annehmen können, vermag nur die persönliche religiöse Erfahrung eines geistgeführten Menschen die Gewissheit einer derartigen höchsten und persönlichen Gottheit zu bejahen. Durch die Technik solch einer inkarnierten lebendigen Wahrheit wird die philosophische Hypothese der Wahrscheinlichkeit Gottes zu einer religiösen Realität.

103:8.2

Die Verwirrung, die die Erfahrung der Gewissheit Gottes umgibt, kommt von den ungleichen Interpretationen und Beschreibungen, die Einzelpersonen und verschiedene Menschenrassen von dieser Erfahrung gegeben haben. Die Erfahrung mit Gott kann vollkommen echt sein, aber der Diskurs über Gott, da intellektuell und philosophisch, ist divergent und manchmal auf verwirrende Weise irreführend.

103:8.3

Ein guter und edler Ehemann mag in seine Frau völlig verliebt, aber ganz und gar außerstande sein, ein schriftliches Examen in ehelicher Liebespsychologie zufriedenstellend zu bestehen. Ein anderer Ehemann, der seine Gattin kaum oder gar nicht liebt, würde solch eine Prüfung vielleicht höchst akzeptabel bestehen. Des Liebenden unvollkommene Erkenntnis der wahren Natur des geliebten Wesens tut der Realität oder Aufrichtigkeit seiner Liebe nicht den geringsten Abbruch.

103:8.4

Wenn ihr wahrhaft an Gott glaubt – ihn aufgrund eures Glaubens kennt und liebt – dann lasst nicht zu, dass die Realität einer solchen Erfahrung in irgendeiner Weise geschmälert oder herabgesetzt werde durch zweifelnde Andeutungen der Wissenschaft, Nörgeleien der Logik, Postulate der Philosophie oder geschickte Beeinflussungen wohlmeinender Seelen, die eine Religion ohne Gott schaffen möchten.

103:8.5

Die Sicherheit des Gott kennenden Gläubigen sollte sich durch die Unsicherheit des zweifelnden Materialisten nicht erschüttern lassen; viel eher sollte die Unsicherheit des Ungläubigen durch den tiefen Glauben und die unerschütterliche Sicherheit dessen, der die Erfahrung des Glaubens besitzt, mächtig herausgefordert werden.

103:8.6

Um sowohl Wissenschaft wie Religion den größten Dienst erweisen zu können, sollte eine Philosophie die beiden Extreme des Materialismus und Pantheismus vermeiden. Nur eine Philosophie, die die Realität der Persönlichkeit anerkennt – Dauer in Gegenwart des Wechsels – kann für den Menschen einen sittlichen Wert haben, kann als Bindeglied zwischen den Theorien materieller Wissenschaft und geistiger Religion dienen. Offenbarung ist eine Kompensation für die Zerbrechlichkeit der sich entwickelnden Philosophie.


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