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Die Fundamente religiösen Glaubens

7. Die Gewissheit des Göttlichen

102:7.1

Der Universale Vater, der aus sich selber heraus existiert, erklärt sich auch selber; er lebt tatsächlich in jedem vernunftbegabten Sterblichen. Aber ihr könnt Gottes nicht sicher sein, solange ihr ihn nicht kennt; Sohnschaft ist die einzige Erfahrung, die die Vaterschaft gewiss werden lässt. Das Universum ist überall Wandlungen unterworfen. Ein sich veränderndes Universum ist ein abhängiges Universum; solch eine Schöpfung kann weder endgültig noch absolut sein. Ein endliches Universum hängt völlig vom Ultimen und vom Absoluten ab. Das Universum und Gott sind nicht identisch; dieser ist die Ursache, jenes die Wirkung. Die Ursache ist absolut, unendlich, ewig und unveränderlich; die Wirkung ist zeit- und raumgebunden und transzendent, aber sich ewig wandelnd und stets wachsend.

102:7.2

Gott ist die allereinzige selbstverursachte Tatsache im Universum. Er ist das Geheimnis von Ordnung, Plan und Zweck der gesamten Schöpfung von Dingen und Wesen. Das sich überall wandelnde Universum wird reguliert und stabilisiert durch absolut unveränderliche Gesetze, die Gewohnheiten eines unveränderlichen Gottes. Die Tatsache Gottes, das göttliche Gesetz, ist unveränderlich; die Wahrheit Gottes, seine Beziehung zum Universum, ist eine relative Offenbarung, die sich dem in ständiger Evolution begriffenen Universum ewig anpassen lässt.

102:7.3

Diejenigen, die eine Religion ohne Gott erfinden möchten, sind wie jene, die ohne Bäume Früchte einsammeln oder ohne Eltern Kinder haben möchten. Man kann nicht Wirkungen ohne Ursachen haben; einzig das ICH BIN ist ohne Ursache. Die Tatsache religiöser Erfahrung schließt Gott ein, und solch ein persönlich erfahrener Gott muss eine persönliche Gottheit sein. Ihr könnt nicht zu einer chemischen Formel beten, eine mathematische Gleichung anflehen, eine Hypothese verehren, euch einem Postulat eröffnen, mit einem Prozess in Verbindung treten, einer Abstraktion dienen oder mit einem Gesetz liebevolle Kameradschaft pflegen.

102:7.4

Es ist wahr, dass aus nichtreligiösen Wurzeln viele anscheinend religiöse Wesenszüge wachsen können. Der Mensch kann in seinem Intellekt Gott verneinen und trotzdem sittlich gut, treu, ein guter Sohn, ehrlich und gar idealistisch sein. Der Mensch kann seiner zugrunde liegenden geistigen Natur viele rein humani­stische Zweige aufpfropfen und damit scheinbar seine Behauptungen über eine Religion ohne Gott beweisen, aber solch eine Erfahrung ist ohne Fortlebenswerte, ohne Kenntnis Gottes und ohne Aufstieg zu Gott. In einer solchen menschlichen Erfahrung erscheinen nur soziale, aber keine geistigen Früchte. Das Pfropfreis bestimmt die Natur der Frucht, obwohl die lebendige Nahrung aus den Wurzeln der ursprünglichen göttlichen Verstandes- und Geistesgaben bezogen wird.

102:7.5

Die intellektuelle Erkennungsmarke der Religion ist Gewissheit; ihre philosophische Eigentümlichkeit ist Folgerichtigkeit; die sozialen Früchte sind Liebe und Dienen.

102:7.6

Der Gott Kennende ist nicht jemand, der für Schwierigkeiten blind wäre oder Hindernisse nicht gewahren würde, die einem Finden Gottes angesichts des Irrgartens aus Aberglauben, Tradition und materialistischen Tendenzen der modernen Zeit im Wege stehen. Er ist all diesen Abschreckungsmitteln begegnet und hat über sie gesiegt, sie durch lebendigen Glauben überwunden und ihnen zum Trotz das Hochland geistiger Erfahrung betreten. Aber es ist wahr, dass viele, die Gottes in ihrem Inneren sicher sind, sich davor fürchten, solche Gefühle der Gewissheit laut auszusprechen wegen der Vielzahl und Gerissenheit jener, die Einwände gegen den Glauben an Gott zusammentragen und die damit verbundenen Schwierigkeiten aufbauschen. Es braucht keine große Tiefe des Intellekts, um Schwachpunkte aufzugreifen, Fragen zu stellen oder Einwände zu erheben. Hingegen bedarf es eines glänzenden Verstandes, um auf solche Fragen zu antworten und solche Schwierigkeiten zu lösen; Glaubensgewissheit ist die größte Technik, um mit all diesen oberflächlichen Anfechtungen zurechtzukommen.

102:7.7

Sollten es Wissenschaft, Philosophie oder Soziologie wagen, im Kampf gegen die Propheten wahrer Religion dogmatisch zu werden, dann sollten die Gott kennenden Menschen auf einen solch ungerechtfertigten Dogmatismus mit diesem viel weitsichtigeren, aus der Sicherheit persönlicher geistiger Erfahrung geborenen Dogmatismus antworten: „Ich weiß, was ich erfahren habe, weil ich ein Sohn bin des ICH BIN.“ Sollte die persönliche Erfahrung eines Glaubenden durch Dogma angegriffen werden, dann kann dieser Glaubenssohn des erfahrbaren Vaters darauf mit diesem unanfechtbaren Dogma antworten, mit der Erklärung, dass er tatsächlich ein Sohn des Universalen Vaters ist.

102:7.8

Nur eine eigenschaftslose Realität, ein Absolutes, dürfte es logischerweise wagen, dogmatisch zu sein. Wer den Anspruch erhebt, dogmatisch zu sein, wird, sofern er folgerichtig denkt, früher oder später in die Arme des Absoluten der Energie, der universalen Wahrheit und der unendlichen Liebe getrieben.

102:7.9

Wenn nichtreligiöse Annäherungen an die kosmische Realität sich anmaßen, die Gewissheit des Glaubens anzufechten, weil man ihn nicht beweisen kann, dann kann jemand mit geistiger Erfahrung in derselben Art zur dogmatischen Anfechtung der Tatsachen der Wissenschaft und des von der Philosophie Geglaubten schreiten, weil sie ganz ebenso unbewiesen sind; sie sind genau gleich Erfahrungen im Bewusstsein des Wissenschaftlers oder Philosophen.

102:7.10

Von allen Universumserfahrungen haben wir das Recht, Gottes am sichersten zu sein, dieser unumgänglichsten aller Gegenwarten, wirklichsten aller Tatsachen, lebendigsten aller Wahrheiten, dieses liebendsten aller Freunde und göttlichsten aller Werte.


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