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Die Evolution des Gebetes

6. Der Bereich des Gebets

91:6.1

Kein Gebet, das nicht in Verbindung mit dem Willen und den Handlungen der persönlichen geistigen Kräfte und der materiellen Lenker einer Welt geschieht, kann auf die physische Umwelt eine direkte Wirkung haben. Während der Bereich der im Gebet vorgebrachten Bitten ganz eindeutige Grenzen besitzt, kennt der Glaube der Betenden keine derartigen Schranken.

91:6.2

Das Gebet ist keine Technik zum Heilen wirklicher organischer Krank­heiten, aber es hat viel zum Besitz überquellender Gesundheit und zur Heilung zahlreicher mentaler, emotionaler und nervöser Leiden beigetragen. Und selbst bei tatsächlicher bakterieller Erkrankung hat das Gebet viele Male die Wirk­samkeit anderer Heilmaßnahmen erhöht. Das Gebet hat manchen reizbaren und klagenden Kranken in ein Muster an Geduld verwandelt und aus ihm eine Inspiration für alle anderen leidenden Menschen gemacht.

91:6.3

Bei aller Schwierigkeit, die wissenschaftlichen Zweifel an der Wirksamkeit des Gebets mit dem stets vorhandenen Drang, bei göttlichen Quellen Hilfe und Führung zu suchen, in Einklang zu bringen, vergesst nie, dass ein aus aufrichtigem Glauben kommendes Gebet eine mächtige Kraft zur Förderung persönlichen Glücks, individueller Selbstbeherrschung, sozialer Harmonie, sittlichen Fortschritts und geistigen Vollbringens ist.

91:6.4

Sogar als rein menschliche Übung, als Dialog mit seinem Alter Ego, bildet die Gebetstechnik die wirksamste Herangehensweise zur Befreiung jener Reservekräfte der menschlichen Natur, die in den unbewussten Reichen des menschlichen Gemüts gespeichert sind und aufbewahrt werden. Das Gebet ist, abgesehen von seinen religiösen Konsequenzen und seiner geistigen Bedeutung, eine gesunde psychologische Praxis. Es ist eine Tatsache menschlicher Erfahrung, dass die meisten Personen, wenn sie hart genug bedrängt werden, auf irgendeine Weise zu irgendeiner Quelle der Hilfe beten.

91:6.5

Seid nicht so träge, Gott um die Lösung eurer Schwierigkeiten zu bitten, aber zögert nie, ihn um Weisheit und geistige Kraft anzugehen, um euch zu führen und zu stützen, während ihr selber die Probleme, die sich euch stellen, entschieden und mutig anpackt.

91:6.6

Das Gebet ist ein für den Fortschritt und die Aufrechterhaltung der religiösen Zivilisation unerlässlicher Faktor gewesen, und es hat noch mächtige Beiträge an die weitere Hebung und Vergeistigung der Gesellschaft zu leisten, wenn nur diejenigen, die beten, es im Lichte wissenschaftlicher Fakten, philosophischer Weisheit, intellektueller Aufrichtigkeit und geistigen Glaubens tun wollen. Betet, wie Jesus es seine Jünger lehrte – ehrlich, selbstlos, mit Fairness und ohne Zweifel.

91:6.7

Aber die Wirksamkeit des Gebets in der persönlichen geistigen Erfah­rung des Betenden ist in keiner Weise abhängig von seinem intellektuellen Ver­ständnis, philosophischen Scharfsinn, sozialen Niveau, kulturellen Status oder anderen irdischen Aneignungen. Die psychischen und geistigen Begleiter­scheinungen des aus dem Glauben kommenden Gebets sind augenblicklich, persönlich und erfahrungsmäßig. Es gibt keine andere Technik, die jeden Menschen, unabhängig von all seinen anderen irdischen Leistungen, befähigte, sich so wirksam und unmittelbar der Schwelle jenes Reichs zu nähern, wo er mit seinem Schöpfer in Verbindung treten kann, wo das Geschöpf mit der Realität des Schöpfers, mit dem innewohnenden Gedankenjustierer, Kontakt aufnehmen kann.


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