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Die Ursprünge der Anbetung

2. Verehrung von Pflanzen und Bäumen

85:2.1

Die Pflanzen wurden wegen der berauschenden Flüssigkeiten, die man aus ihnen gewann, zuerst gefürchtet und dann angebetet. Die primitiven Menschen glaubten, dass man durch den Rausch göttlich wurde. Man nahm an, dass in einer solchen Erfahrung etwas Ungewöhnliches und Heiliges liege. Auch heutzutage noch bezeichnet man den Alkohol als „Geist“.

85:2.2

Die frühen Menschen betrachteten keimende Samen mit abergläubischem und heiligem Schrecken. Der Apostel Paulus war nicht der erste, der aus dem Keimen von Samen tiefen geistigen Anschauungsunterricht zog und darauf religiöse Glaubensvorstellungen gründete.

85:2.3

Die Kulte der Baumverehrung finden sich bei den ältesten religiösen Gruppen. Alle frühen Heiraten wurden unter Bäumen abgehalten, und wenn Frauen Kinder wünschten, fand man sie manchmal draußen im Wald, wo sie liebevoll eine starke Eiche umarmten. Viele Pflanzen und Bäume wurden wegen ihrer wirklichen oder eingebildeten Heilkräfte verehrt. Die Wilden glaubten, dass alle chemischen Vorgänge auf direkte Einwirkung übernatürlicher Kräfte zurückgingen.

85:2.4

Die Vorstellungen von Baumgeistern waren bei den verschiedenen Stämmen und Rassen sehr verschieden. Einige Bäume wurden von freundlichen Geistern bewohnt, andere beherbergten irreführende und grausame Geister. Die Finnen glaubten, dass in den meisten Bäumen freundliche Geister hausten. Die Schweizer misstrauten den Bäumen lange Zeit, weil sie überzeugt waren, dass ver­schla­gene Geister in ihnen lebten. Die Bewohner Indiens und Ostrusslands empfinden die Baumgeister als grausam. Die Patagonier verehren die Bäume immer noch, so wie einst die frühen Semiten. Lange nachdem die Hebräer mit der Anbetung der Bäume aufgehört hatten, fuhren sie fort, ihre verschiedenen Gottheiten in Hainen zu verehren. Mit Ausnahme Chinas gab es einst einen weltweiten Kult des Baums des Lebens.

85:2.5

Der Glaube, dass Wasser oder kostbare Metalle unter der Erdoberfläche mittels einer hölzernen Wünschelrute ausgemacht werden können, ist ein Überrest der alten Baumkulte. Im Maibaum, im Weihnachtsbaum und in der aber­gläubischen Gewohnheit, Holz zu berühren, leben die einstigen Bräuche der Baumanbetung und der späteren Baumkulte fort.

85:2.6

Viele dieser frühesten Formen der Naturverehrung vermengten sich mit sich später entwickelnden Techniken der Anbetung, aber die ersten durch die mentalen Hilfsgeiste aktivierten Arten der Anbetung funktionierten lange bevor die neu erwachende religiöse Natur der Menschheit für den Stimulus geistiger Einwirkungen voll empfänglich wurde.


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