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Regierung auf einem Nachbarplaneten

1. Die kontinentale Nation

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Trotz all dieser planetarischen Behinderungen entwickelt sich auf einem isolierten Kontinent, der etwa Australiens Größe hat, eine sehr hoch stehende Zivilisation. Diese Nation zählt etwa 140 Millionen Seelen. Ihre Bewohner sind eine vornehmlich aus Blau und Gelb gemischte Rasse, die einen leicht höheren violetten Anteil als die so genannte weiße Rasse Urantias hat. Diese verschiedenen Rassen sind noch nicht vollständig vermischt, aber ihre Verbrüderung und Sozialisierung ist sehr befriedigend. Auf diesem Kontinent beträgt die mittlere Lebensdauer jetzt neunzig Jahre und liegt damit um fünfzehn Prozent über derjenigen jedes anderen Volkes des Planeten.

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Der industrielle Mechanismus dieser Nation erfreut sich eines großen Vorteils, der auf der einzigartigen Topographie des Kontinentes beruht. In der Mitte des Landes erheben sich hohe Berge, über denen im Jahr acht Monate lang starke Regenfälle niedergehen. Diese naturgegebene Einrichtung begünstigt die Verwendung der Wasserkraft und erleichtert die Bewässerung des eher ariden westlichen Viertels des Kontinentes wesentlich.

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Die Menschen sind Selbstversorger, was heißt, dass sie unbeschränkt weiterleben können, ohne von den umliegenden Nationen irgendetwas importieren zu müssen. Sie verfügen über Naturschätze im Überfluss, und durch wissenschaftliche Techniken haben sie gelernt, wie sie ihre Mängel an lebensnotwendigen Gütern kompensieren können. Sie erfreuen sich eines lebhaften Binnenhandels, haben aber wegen der allgemeinen Feindseligkeit ihrer weniger fortgeschrittenen Nachbarn nur einen unbedeutenden Außenhandel.

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Diese kontinentale Nation folgte im Allgemeinen dem evolutionären Gang des Planeten: Die Entwicklung vom Stammesstadium bis zum Auftreten starker Führergestalten und Könige beanspruchte Tausende von Jahren. Auf die absoluten Monarchen folgten viele verschiedene Regierungsformen – scheiternde Republiken, Staaten mit Gemeinschaftsbesitz und Diktatoren kamen und gingen in endlosem Reigen. Dieses Wachstum setzte sich fort, bis sich vor etwa fünfhundert Jahren während einer politischen Gärungsphase im Herzen eines der mächtigen Diktator-Triumvirn der Nation ein Wandel vollzog. Er erklärte sich unter der Bedingung bereit abzudanken, dass einer der beiden übrigen Herrscher, nämlich der unwürdigere, ebenfalls seinen Diktatorsitz räume. Damit wurde die Souveränität des Kontinents in die Hände eines einzigen Herrschers gelegt. Der geeinte Staat gedieh unter starker mo­narchischer Führung während über hundert Jahren, in deren Verlauf eine meisterhafte Freiheitscharta ausgearbeitet wurde.

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Der darauf folgende Übergang von der Monarchie zu einer repräsentativen Regierungsform erfolgte allmählich, wobei die Könige mehr als gesellschaftliche oder gefühlsmäßige Galionsfiguren im Amt blieben und schließlich verschwanden, als die männliche Linie der Nachfahren erlosch. Die gegenwärtige Republik existiert jetzt gerade seit zweihundert Jahren. In dieser Zeit gab es einen ständigen Fortschritt in Richtung auf Regierungstechniken hin, die wir gleich beschreiben werden, wobei die letzten Entwicklungen im industriellen und politischen Bereich innerhalb der letzten zehn Jahre stattgefunden haben.


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