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Die Überwachung der Evolution

4. Das urantianische Abenteuer

65:4.1

Überseht die Tatsache nicht, dass Urantia uns als eine Lebensexperi­mentier­welt zugewiesen wurde. Auf diesem Planeten unternahmen wir unseren sechzigsten Versuch, die Adaptation Satanias der nebadonschen Lebensentwürfe zu verändern und, wenn möglich, zu verbessern, und es ist eine verbürgte Tatsache, dass uns zahlreiche vorteilhafte Änderungen der normalen Lebensmodelle gelungen sind. Um deutlich zu sein, haben wir auf Urantia nicht weniger als achtundzwanzig charakteristische Modifikationen des Lebens ausgearbeitet, die befriedigende Resultate gezeitigt haben und ganz Nebadon in aller Zukunft nützlich sein werden.

65:4.2

Aber auf keiner Welt ist die Einsetzung des Lebens jemals ein Experiment in dem Sinne, dass etwas nie Versuchtes und Unbekanntes gewagt würde. Die Evolution des Lebens ist eine Technik, die stets fortschrittlich, differenziert und veränderlich ist, nie aber willkürlich, unkontrolliert oder völlig experimentell im Sinne des Zufalls.

65:4.3

Viele Züge des menschlichen Lebens sind ein reichlicher Beweis dafür, dass das Phänomen der menschlichen Existenz intelligent geplant wurde, dass die organische Evolution nicht nur ein kosmischer Zufall ist. Wenn eine lebende Zelle verletzt wird, hat sie die Fähigkeit, gewisse chemische Substanzen zu bilden, die imstande sind, die benachbarten normalen Zellen so zu stimulieren und zu aktivieren, dass diese unmittelbar mit der Sekretion bestimmter Substanzen beginnen, welche den Heilungsprozess der Wunde erleichtern; und zugleich beginnen die normalen, unverletzten Zellen, sich zu vermehren – sie beginnen neue Zellen zu erschaffen, um Bruderzellen zu ersetzen, die bei dem Unfall etwa zerstört worden sind.

65:4.4

Diese an der Wundheilung und Zellreproduktion beteiligte chemische Aktion und Reaktion stellt die von den Lebensbringern getroffene Wahl einer Formel dar, die über einhunderttausend Phasen und Eigenheiten möglicher chemischer Reaktionen und biologischer Rückwirkungen einschließt. Mehr als eine halbe Million gezielter Experimente wurden von den Lebensbringern in ihren Laboratorien gemacht, bevor sie sich endlich auf diese Formel für das Lebensexperiment auf Urantia festlegten.

65:4.5

Wenn die Wissenschaftler Urantias einmal mehr über diese chemischen Heilstoffe wissen, werden sie Verletzungen wirksamer behandeln können und dadurch indirekt gewisse schwere Krankheiten besser in den Griff bekommen.

65:4.6

Seit das Leben auf Urantia seinen Anfang genommen hat, haben die Lebens­bringer diese Technik der Heilung auf einer anderen Welt Satanias eingeführt und sie insofern verbessert, als sie nun in höherem Maße schmerzlindernd wirkt und die Wucherfähigkeit der am Prozess beteiligten Zellen besser kontrolliert.

65:4.7

Viele einmalige Besonderheiten zeichneten das urantianische Lebensexpe­riment aus, aber die beiden hervorstechendsten Episoden waren das Erscheinen der andonischen Rasse vor der Evolution der sechs farbigen Völker und das spätere gleichzeitige Auftreten der Sangik-Mutanten in einer einzigen Familie. Urantia ist die erste Welt Satanias, auf der die sechs farbigen Rassen einer einzigen menschlichen Familie entsprangen. Gewöhnlich gehen sie aus verschiedenen Linien der vormenschlichen Tierrasse durch voneinander unabhängige Mutationen hervor und erscheinen im Allgemeinen auf Erden nur immer eine auf einmal und nacheinander über lange Zeitspannen verteilt, wobei der rote Mensch den Anfang macht und die anderen Farben bis Indigo folgen.

65:4.8

Eine andere auffallende Verschiedenheit der Vorgehensweise war die späte Ankunft des Planetarischen Fürsten. In der Regel erscheint der Fürst auf einem Planeten zur Zeit der Willensentwicklung; und hätte man einen solchen Plan befolgt, wäre Caligastia wohl schon zu Lebzeiten Andons und Fontas nach Urantia gekommen statt fast fünfhunderttausend Jahre später und gleichzeitig mit dem Erscheinen der sechs Sangikrassen.

65:4.9

Einer gewöhnlichen bewohnten Welt wäre zum Zeitpunkt des Erscheinens Andons und Fontas oder etwas später auf Ersuchen der Lebensbringer ein Planetarischer Fürst gewährt worden. Aber da Urantia zu einem Planeten mit modifiziertem Leben bestimmt worden war, geschah es aufgrund einer früheren Übereinkunft, dass zwölf Melchisedek-Beobachter als Berater der Lebensbringer und als Überwacher des Planeten bis zu der späteren Ankunft des Planetarischen Fürsten entsandt wurden. Diese Melchisedeks kamen an, als Andon und Fonta jene Entscheidungen trafen, die es den Gedankenjustierern ermöglichten, ihren sterblichen Verstand zu bewohnen.

65:4.10

Auf Urantia führten die Bemühungen der Lebensbringer um Verbesserung der Lebensmodelle Satanias notwendigerweise zur Entstehung vieler scheinbar nutzloser Übergangsformen des Lebens. Aber die aus den urantianischen Modifikationen der normalen Lebenspläne bereits erwachsenen Gewinne genügen, um sie zu rechtfertigen.

65:4.11

Es war unsere Absicht, dass sich im evolutionären Leben Urantias der Wille schon früh zeige, und dies ist uns gelungen. Üblicherweise erwacht der Wille erst, wenn die farbigen Rassen schon seit langem existieren, und gewöhnlich erscheint er zuerst unter den höheren Typen der roten Menschen. Eure Welt ist der einzige Planet Satanias, wo der menschliche Willenstypus in einer den farbigen Rassen vorangegangenen Rasse erschienen ist.

65:4.12

Aber bei unserem Bemühen, für jene Kombination und Verbindung von Erbfaktoren zu sorgen, die schließlich die Säugervorfahren der menschlichen Rasse hervorgebracht haben, sahen wir uns vor die Notwendigkeit gestellt zu erlauben, dass sich Hunderte, ja Tausende anderer und relativ nutzloser Kombi­nationen und Verbindungen von Erbfaktoren einstellten. Mit Sicher­heit werdet ihr verwundert auf viele dieser scheinbar absonderlichen Neben­produkte unserer Anstrengungen stoßen, wenn ihr in der planetarischen Vergan­genheit grabt, und ich kann gut verstehen, wie rätselhaft einiges davon der begrenzten menschlichen Sichtweise erscheinen muss.


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