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Die evolutionären farbigen Rassen

6. Die sechs Sangikrassen Urantias

64:6.1

Auf einem evolutionären Durchschnittsplaneten erscheinen die sechs evolutionären farbigen Rassen eine nach der anderen; zuerst tritt der rote Mensch auf, und während ganzer Zeitalter zieht er in der Welt herum, bevor die folgenden farbigen Rassen erscheinen. Das gleichzeitige Erscheinen aller sechs Rassen, dazu noch in einer einzigen Familie, war höchst ungewöhnlich.

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Auch das Erscheinen der frühen Andoniten auf Urantia war neu für Satania. Auf keiner anderen Welt des Lokalsystems hat sich eine solche Rasse von Willensgeschöpfen vor den evolutionären farbigen Rassen entwickelt.

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1. Der rote Mensch. Diese Völker waren ganz ungewöhnliche Vertreter der menschlichen Rasse und Andon und Fonta in mancher Weise überlegen. Sie waren eine hochintelligente Gruppe und die ersten unter den Sangikkindern, die eine Stammeszivilisation und -regierung entwickelten. Sie waren immer monogam; selbst ihre gemischten Nachfahren pflegten nur selten Polygamie.

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In späterer Zeit gerieten sie in ernsthafte und langwierige Auseinander­setzungen mit ihren gelben Brüdern in Asien. Pfeil und Bogen, von ihnen schon früh erfunden, kamen ihnen dabei sehr zustatten, aber unglücklicherweise hatten sie von ihren Ahnen die Neigung geerbt, unter sich zu kämpfen, und das schwächte sie so sehr, dass die gelben Stämme sie aus dem asiatischen Kontinent verdrängen konnten.

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Vor etwa fünfundachtzigtausend Jahren übersiedelten die relativ reinen Überreste der roten Rasse geschlossen nach Nordamerika, und kurz darauf versank die Beringlandenge und schnitt sie ab. Kein roter Mensch kehrte je wieder nach Asien zurück. Aber in ganz Sibirien, China, Zentralasien, Indien und Europa ließen sie viel von ihrem den anderen farbigen Rassen beigemischten Erbe zurück.

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Als die roten Menschen nach Amerika hinübergingen, nahmen sie viele Lehren und Überlieferungen ihrer frühen Ursprünge mit. Ihre unmittelbaren Vorfahren waren mit den späteren Aktivitäten des Welthauptsitzes des Planetarischen Für­sten in Berührung gekommen. Aber kurz nach ihrer Ankunft in Amerika begannen die roten Menschen, diese Lehren aus den Augen zu verlieren, und es setzte ein großer Zerfall der intellektuellen und geistigen Kultur ein. Sehr bald fielen sie wieder in derart brudermörderische Kämpfe zurück, dass es aussah, als müssten diese Stammeskriege zur raschen Auslöschung des Rests der relativ reinen roten Rasse führen.

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Wegen dieses großen Rückschritts schienen die roten Menschen dem Unter­gang geweiht, als vor etwa fünfundsechzigtausend Jahren Onamo­na­lonton als ihr Führer und geistiger Befreier auftrat. Er stiftete unter den roten Menschen Amerikas vorübergehend Frieden und wiederbelebte ihre Verehrung des „Gro­ßen Geistes“. Onamonalonton erreichte ein Alter von sechsundneunzig Jahren und unterhielt sein Hauptquartier inmitten der gewaltigen Redwood-Bäume Kaliforniens. Viele seiner späteren Nachfahren haben bis in die Neuzeit unter den Schwarzfuß-Indianern gelebt.

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Mit der Zeit wurden aus den Lehren Onamonalontons undeutliche Tradi­tionen. Die gegenseitigen Vernichtungskriege fingen wieder an, und nie mehr gelang es nach den Tagen dieses großen Lehrers einem anderen Führer, allgemeinen Frieden unter ihnen zu stiften. Immer mehr Vertreter der intelligenteren Linien kamen bei diesen Stammesfehden um; ansonsten wäre durch diese fähigen und intelligenten roten Menschen auf dem nordamerikanischen Kontinent eine große Zivilisation errichtet worden.

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Nachdem die roten Menschen von China nach Amerika gezogen waren, wurden sie, von den Eskimos abgesehen, nie wieder anderen Welteinflüssen ausgesetzt, bis sie später durch die weißen Menschen entdeckt wurden. Es ist äußerst bedauerlich, dass die roten Menschen die Gelegenheit einer Aufwertung durch Vermischung mit dem späteren adamischen Erbe beinah völlig verpassten. So wie die Dinge lagen, konnten die roten Menschen die weißen nicht beherrschen, aber sie waren auch nicht gewillt, ihnen zu dienen. Unter solchen Umständen ist die eine oder andere Rasse, sofern sie sich nicht mischen, zum Untergang verurteilt.

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2. Der orange Mensch. Das hervorstechendste Merkmal der Angehörigen dieser Rasse war ihre eigentümliche Bauwut; sie erbauten alles Erdenkliche und schichteten sogar gewaltige Steinhügel auf, nur um zu sehen, welcher Stamm den höchsten errichten konnte. Obwohl sie kein fortschrittliches Volk waren, profitierten sie viel von den Schulen des Fürsten und sandten ihre Leute zur Ausbildung dorthin.

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Die orange Rasse war die erste, die an der Küste entlang in Richtung Süden nach Afrika wanderte, als sich das Mittelmeer nach Westen zurückzog. Aber sie schlug in Afrika nie recht Wurzeln und wurde durch die später ankommende grüne Rasse hinweggefegt.

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Bevor sein Ende kam, verlor dieses Volk viel von seinen kulturellen und geistigen Grundlagen. Aber ein großes Neuerwachen höheren Lebens trat unter der weisen Führung Porschuntas ein, des überragenden Geistes dieser unglücklichen Rasse, der sich ihrer vor etwa dreihunderttausend Jahren annahm, als sich ihr Hauptsitz in Armageddon befand.

64:6.13

Die letzte große Auseinandersetzung zwischen den orangen und grünen Menschen fand in Ägypten in der Gegend des unteren Niltals statt. Diese nicht enden wollende Schlacht tobte fast einhundert Jahre lang, und als sie vorüber war, gab es nur noch wenige Vertreter der orangen Rasse. Die versprengten Überreste dieses Volkes gingen in den grünen und den später eintreffenden indigofarbenen Menschen auf. Aber als Rasse hörten die orangen Menschen vor etwa hunderttausend Jahren auf zu existieren.

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3. Der gelbe Mensch. Die primitiven gelben Stämme waren die ersten, die die Jagd aufgaben, sesshafte Gemeinschaften gründeten und ein auf Landwirtschaft beruhendes Familienleben entwickelten. Intellektuell standen sie etwas tiefer als die roten Menschen, aber sozial und kollektiv gesehen erwiesen sie sich beim Aufbau einer Rassenzivilisation allen anderen Sangikvölkern überlegen. Weil sie einen brüderlichen Geist entwickelten und die verschiedenen Stämme lernten, einigermaßen friedlich zusammenzuleben, waren sie in der Lage, die rote Rasse vor sich herzutreiben, während sie sich nach und nach in Asien ausbreiteten.

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Sie wanderten weit von den Einflüssen des geistigen Hauptsitzes der Welt fort und gerieten nach dem Abfall Caligastias in große Finsternis; aber vor rund hunderttausend Jahren gab es für dieses Volk ein glanzvolles Zeitalter, als Singlangton die Führung der Sippen übernahm und zur Verehrung der „Einen Wahrheit“ aufrief.

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Dass die gelbe Rasse in relativ großer Zahl überlebt hat, ist der unter ihren Stämmen herrschenden Friedfertigkeit zu verdanken. Seit den Tagen Singlangtons bis auf das heutige China hat die gelbe Rasse zu den eher friedliebenden Nationen Urantias gehört. Diese Rasse hat ein kleines, aber kraftvolles Erbe der später importierten adamischen Rasse empfangen.

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4. Der grüne Mensch. Die grüne Rasse gehörte zu den weniger fähigen Gruppen primitiver Menschen, und sie wurde durch ausgiebige Wanderungen nach verschiedenen Richtungen hin sehr geschwächt. Vor ihrer Zerstreuung vor rund dreihundertfünfzigtausend Jahren erlebten diese Stämme eine große kulturelle Neublüte unter Führung von Fantad.

64:6.18

Die grüne Rasse spaltete sich in drei große Gruppen auf: Die nördlichen Stämme wurden durch die gelbe und die blaue Rasse unterworfen, versklavt und absorbiert. Die östliche Gruppe vermischte sich mit den damaligen indischen Völkern, und noch heute finden sich dort ihre Spuren. Das südliche Volk betrat Afrika, wo es seine fast ebenso tiefstehenden orangen Vettern vernichtete.

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In diesem Kampf waren die sich gegenüberstehenden Lager in mancher Hinsicht gleich stark, da jedes von ihnen Geschlechter von Riesen besaß, maßen doch viele ihrer Anführer zwei Meter vierzig bis zwei Meter siebzig. Die meisten der Riesengeschlechter der grünen Menschen gehörten diesem südlichen oder ägyptischen Volk an.

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Die Überreste der siegreichen grünen Menschen gingen später in der indigofarbenen Rasse auf, in dem letzten der farbigen Völker, das sich entwickelte und aus dem ursprünglichen Sangikzentrum der Rassenzerstreuung auswanderte.

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5. Der blaue Mensch. Die blauen Menschen waren ein großes Volk. Schon früh erfanden sie den Speer und arbeiteten später die Grundlagen vieler Fertigkeiten der modernen Zivilisation aus. Der blaue Mensch besaß die Intel­ligenz des roten Menschen verbunden mit der Seele und dem Gefühl des gelben Menschen. Die adamischen Nachkommen zogen sie allen anderen damals noch existierenden farbigen Rassen vor.

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Die frühen blauen Menschen sprachen auf die Überredungskünste der zum Stab des Fürsten Caligastia gehörenden Lehrer an, und so stürzten die späteren verdrehten Lehren der verräterischen Führer sie in größte Verwirrung. Wie andere primitive Rassen erholten sie sich nie ganz vom Tumult, den Caligastias Verrat ausgelöst hatte, noch überwanden sie jemals ganz ihre Neigung, sich gegenseitig zu bekämpfen.

64:6.23

Etwa fünfhundert Jahre nach Caligastias Sturz kam es zu einem allge­meinen Wiederaufleben primitiver – aber nichtsdestoweniger wirklicher und förderlicher – Gelehrsamkeit und Religion. Orlandof wurde zu einem großen Lehrer der blauen Rasse und führte viele Stammesangehörige zur Anbetung des wahren Gottes unter dem Namen des „Höchsten Lenkers“ zurück. Das war der bedeutendste Fortschritt des blauen Menschen vor jener späteren Epoche, als die Rasse durch Beimischung des adamischen Blutes eine so große Aufwer­tung erfuhr.

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Die in Europa über die Steinzeit angestellten Forschungen und Unter­suchungen bestehen weitgehend im Zutagefördern von Werkzeugen, Knochen und Kunstgegenständen dieser alten blauen Menschen, denn sie haben in Europa noch bis in neuere Zeit hinein gelebt. Die so genannten weißen Rassen Urantias sind die Nachfahren dieser blauen Menschen, die zuerst durch eine gering­fügige Mischung mit gelb und rot modifiziert und dann durch Assimilation des größeren Teils der violetten Rasse sehr stark aufgewertet wurden.

64:6.25

6. Die indigofarbene Rasse. So wie die roten Menschen die fortgeschrittens­ten aller Sangikvölker waren, waren die schwarzen Menschen die am wenigsten fortschrittlichen. Sie verließen als letzte ihr heimatliches Hochland. Sie wandten sich nach Afrika, nahmen den Kontinent in Besitz und sind seither immer dort geblieben, außer wenn sie im Laufe der Zeiten gelegentlich gewaltsam als Sklaven weggeführt wurden.

64:6.26

In Afrika isoliert, erfuhren die indigofarbenen Völker, gerade so wie die roten Menschen, fast keine oder überhaupt keine Hebung der Rasse, wie sie sich durch den Zuschuss adamischen Blutes eingestellt hätte. Allein in Afrika, machte die indigofarbene Rasse nur geringe Fortschritte bis zu den Tagen Orvonons, als sie ein großes geistiges Erwachen erlebte. Obwohl ihre späteren Abkömmlinge den von Orvonon verkündeten „Gott der Götter“ fast ganz vergaßen, verloren sie nicht ganz das Verlangen, das Unbekannte anzubeten; wenigstens behielten sie bis vor ein paar tausend Jahren eine Form von Anbetung bei.

64:6.27

Trotz ihrer Rückständigkeit haben die indigofarbenen Völker vor den himmlischen Gewalten genau dieselbe Stellung wie jede andere irdische Ras­se.

64:6.28

Das waren Zeiten heftiger Kämpfe zwischen den verschiedenen Rassen, aber in der Nähe des Hauptsitzes des Planetarischen Fürsten lebten die erleuchteteren und erst seit kürzerer Zeit unterwiesenen Gruppen vergleichsweise harmonisch zusammen, wenn auch vor der Zeit der ernsthaften Zerrüttung dieses Systems durch den Ausbruch der Rebellion Luzifers keine der Weltrassen eine große kulturelle Eroberung vorzuweisen hatte.

64:6.29

Von Zeit zu Zeit erlebten all diese verschiedenen Völker kulturelle und geistige Renaissancen. Mansant war ein großer Lehrer der Zeit nach dem Planeta­rischen Fürsten. Aber wir erwähnen nur jene überragenden Führer und Lehrer, die eine ganze Rasse in prägender Weise beeinflussten und inspirierten. Im Laufe der Zeit traten in verschiedenen Weltgegenden manche weniger bedeutende Lehrer auf; und sie alle steuerten viel zur Gesamtsumme jener rettenden Einflüsse bei, die den gänzlichen Zusammenbruch der kulturellen Zivilisation verhinderten, insbesondere während der langen und finsteren Zeitalter, die zwischen der Rebellion Caligastias und der Ankunft Adams lagen.

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Es gibt viele gute und hinreichende Gründe für den Plan, sich auf den Welten des Raums drei oder sechs farbige Rassen entwickeln zu lassen. Obwohl die Sterblichen Urantias kaum in der Lage sind, all diese Gründe zu würdigen, möchten wir doch die Aufmerksamkeit auf die folgenden lenken:

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1. Vielfalt ist unerlässlich, um der natürlichen Auslese, dem differenzierten Überleben der höheren Linien jede Möglichkeit zu geben, sich auszuwirken.

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2. Kräftigere und bessere Rassen gehen aus der Kreuzung verschiedener Völker hervor, wenn die verschiedenen Rassen Träger höherer Erbfaktoren sind. Und eine solche frühzeitige Verschmelzung hätte den Rassen Urantias unter der Voraussetzung gutgetan, dass ein solches Völkeramalgam in der Folge durch eine gründliche Vermischung mit der höheren adamischen Rasse kräftig aufgewertet worden wäre. Aber der Versuch, ein solches Experiment auf Urantia unter den gegenwärtigen rassischen Voraussetzungen durchzuführen, hätte katastrophale Folgen.

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3. Der Wettbewerb wird durch die Diversifizierung der Rassen auf gesunde Weise stimuliert.

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4. Statusunterschiede zwischen den Rassen und zwischen Gruppen innerhalb jeder Rasse sind wesentlich für die Entwicklung von Altruismus und menschlicher Toleranz.

64:6.35

5. Eine Homogenität der menschlichen Rasse ist nicht wünschenswert, solange die Völker einer sich entwickelnden Welt nicht relativ hohe Ebenen geistiger Entfaltung erreicht haben.


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