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Die Ära des marinen Lebens auf Urantia

3. Das zweite große Überflutungsstadium – Die Korallenperiode – Das Zeitalter der Brachiopoden

59:3.1

Vor 300 000 000 Jahren begann eine neue große Periode der Landüberflutung. Die nach Süden und Norden vordringenden einstigen silurischen Meere waren im Begriff, den größten Teil Europas und Nordamerikas zu verschlingen. Das Land lag nicht hoch über der See, so dass den Küstenlinien entlang nicht viel abgelagert wurde. Die Meere wimmelten von mit Kalkschalen versehenem Leben, und das Absinken dieser Schalen auf den Meeresgrund ließ allmählich sehr dicke Kalkschichten entstehen. Das ist die erste ausgedehnte Kalkablagerung, und sie bedeckt praktisch ganz Europa und Nordamerika, tritt aber nur an wenigen Orten an die Erdoberfläche. Die Dicke dieser alten Felsschicht beträgt im Mittel etwa dreihundert Meter, aber viele dieser Ablagerungen sind seither durch Neigungen, Hebungen und Verwerfungen stark verformt und viele von ihnen in Quartz, Schiefer und Marmor umgewandelt worden.

59:3.2

Man findet in den Gesteinsschichten dieser Periode kein Eruptivgestein, keine Lava, mit Ausnahme jener der großen Vulkane Südeuropas, des östlichen Maine und der Lavafluten Quebecs. Die Vulkantätigkeit war jetzt weitgehend vorüber. Es war der Höhepunkt der großen Wasserablagerung, es fand wenig oder gar keine Gebirgsbildung statt.

59:3.3

Vor 290 000 000 Jahren hatte sich das Meer im Großen und Ganzen von den Kontinenten zurückgezogen, und die Meeresböden der umgebenden Ozeane senkten sich. Die Landmassen erfuhren kaum Veränderungen, bis sie von neuem überschwemmt wurden. Auf allen Kontinenten begannen die ersten Gebirgsbildungen, und die größten Erhebungen der Erdkruste waren das Himalajagebirge in Asien und das Kaledonische Gebirge, das sich von Irland über Schottland bis nach Spitzbergen erstreckte.

59:3.4

In den Ablagerungen dieses Zeitalters befindet sich das meiste Gas, Erdöl, Zink und Blei. Gas und Öl entstammen den gewaltigen Ansammlungen pflan­zlicher und tierischer Materie, die sich zur Zeit der vorausgegangenen Land­überflutung abgesetzt hatten, während die mineralischen Vorkommen die Sedi­mentierung seichter Gewässer darstellen. Viele Salzlager im Gestein gehören dieser Periode an.

59:3.5

Die Trilobiten gingen rasch zurück, und die größeren Mollusken oder Cepha­lopoden rückten in den Mittelpunkt des Geschehens. Diese Tiere maßen bis fünf Meter in der Länge und dreißig Zentimeter im Durchmesser und wurden die Herren der Meere. Diese Tierart erschien plötzlich und übernahm die beherrschende Stellung im Meeresleben.

59:3.6

Die große Vulkantätigkeit dieses Zeitalters spielte sich im europäischen Sektor ab. Jahrmillionenlang hatten keine derart heftigen und weitreichenden Vulkanausbrüche wie diejenigen stattgefunden, die sich jetzt rund um die Mittelmeersenke und besonders in der Nachbarschaft der Britischen Inseln ereigneten. Der Lavaerguss über der britischen Inselregion erscheint heute als eine achttausend Meter dicke Schicht aus abwechselnden Lagen von Lava und Fels. Dieses Gestein wurde durch die Lavaflüsse aufgebaut, die in Abständen den Grund des flachen Meeres überzogen und sich so zwischen die Felsabla­­gerungen einfügten, und das Ganze wurde in der Folge hoch über den Meeresspiegel hinausgehoben. Heftige Erdbeben ereigneten sich in Nordeuropa, insbesondere in Schottland.

59:3.7

Das ozeanische Klima blieb mild und gleichmäßig, und die warmen Meere bespülten die Küsten der Polarländer. In den dortigen Ablagerungen kann man bis hinauf zum Nordpol Versteinerungen von Brachiopoden und anderen Vertretern des marinen Lebens finden. Gastropoden, Brachiopoden, Schwäm­me und Riffbildende Korallen nahmen immer mehr zu.

59:3.8

Das Ende dieser Epoche erlebt ein zweites Vorrücken der Silurischen Meere und eine neuerliche Durchmischung der Wasser der südlichen und nördlichen Ozeane. Die Cephalopoden beherrschen das marine Leben, während sich schrittweise verwandte Lebensformen entwickeln und differenzieren.

59:3.9

Vor 280 000 000 Jahren waren die Kontinente weitgehend wieder aus der zweiten silurischen Überflutung aufgetaucht. Die Felsablagerungen dieser Überschwemmung kennt man in Nordamerika als Niagarakalk, weil es die Felsschicht ist, über die jetzt die Niagarafälle fließen. Diese Schicht erstreckt sich von den östlichen Bergen bis in die Region des Mississippitals, aber abgesehen vom Süden nicht weiter nach Westen. Mehrere Schichten überziehen Kanada, Teile von Südamerika, Australien und den größten Teil Europas. Die Dicke dieser Niagaraschicht beträgt im Mittel zweihundert Meter. In vielen Regionen kann man unmittelbar über der Niagaralage eine Ansammlung von Konglomeraten, Ton und Steinsalz finden. Es handelt sich dabei um eine Anhäufung sekundärer Ablagerungen. Dieses Salz sammelte sich in großen Lagunen an, die sich abwechselnd zum Meer hin öffneten und wieder von ihm abgeschnitten wurden, so dass das Salz bei der Verdunstung zusammen mit anderer sich in Lösung befindlicher Materie abgelagert wurde. In einigen Gegenden sind diese Steinsalzlagen über zwanzig Meter dick.

59:3.10

Das Klima ist ausgeglichen und mild, und in den arktischen Regionen lagern sich marine Fossilien ab. Aber am Ende dieser Epoche sind die Meere so außerordentlich salzig geworden, dass in ihnen nur wenig Leben überlebt.

59:3.11

Gegen Ende der letzten silurischen Überflutung vermehren sich die Echino­­dermen – die Steinlilien – äußerst stark, wie es die Ablagerungen der Crinoi­­denkalke beweisen. Die Trilobiten sind sozusagen verschwunden, und die Meere werden weiterhin von den Mollusken beherrscht; die Bildung von Korallen­riffen macht große Fortschritte. Während dieses Zeitalters entwickeln sich an begünstigteren Plätzen zum ersten Mal die primitiven Wasserskorpione. Bald darauf, und plötzlich, erscheinen die richtigen Skorpione – wirkliche Luftatmer.

59:3.12

Diese Entwicklungen stehen am Ende der dritten Periode marinen Lebens, die sich über fünfundzwanzig Millionen Jahre hinzieht und euren Forschern als Silur vertraut ist.


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