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Der Ursprung Urantias

8. Stabilisierung der Erdkruste – Das Zeitalter der Erdbeben – Der Weltozean und der erste Kontinent

57:8.1

Vor 1 000 000 000 Jahren ist der eigentliche Beginn der Geschichte Urantias anzusetzen. Der Planet hatte annähernd seine jetzige Größe erreicht. Und etwa um diese Zeit wurde er in das physische Register Nebadons eingetragen und auf den Namen Urantia getauft.

57:8.2

Die Atmosphäre sowie unablässige feuchte Niederschläge begünstigten die Abkühlung der Erdkruste. Die Vulkantätigkeit sorgte schon früh für ein Gleichgewicht zwischen dem inneren Wärmedruck und der sich zusammenziehenden Erdkruste; und als die Vulkane rasch zurückgingen, traten mit fortschreitender Epoche der Abkühlung und Anpassung der Erdkruste die Erdbeben auf.

57:8.3

Die eigentliche geologische Geschichte Urantias beginnt zu der Zeit, da sich die Erdkruste genügend abgekühlt hat, um die Entstehung des ersten Ozeans zu bewirken. Einmal begonnen, setzte sich die Kondensation des Wasserdampfs an der sich abkühlenden Erdoberfläche fort, bis sie praktisch vollständig war. Am Ende dieser Periode umfasste der Ozean die ganze Erde; er bedeckte den ganzen Planeten, und seine Tiefe betrug im Mittel etwa zwei Kilometer. Die Gezeiten funktionierten damals fast wie heute, aber dieser primitive Ozean war nicht salzig; er bedeckte faktisch die ganze Welt mit Süßwasser. In jenen Tagen war das meiste Chlor mit verschiedenen Metallen verbunden, aber es gab genug davon, um dieses Wasser in Verbindung mit dem Wasserstoff leicht sauer zu machen.

57:8.4

Zu Beginn dieser in weiter Ferne liegenden Epoche muss man sich Urantia als einen ganz von Wasser umflossenen Planeten vorstellen. Später traten am Grund des heutigen Pazifischen Ozeans Fluten tieferer und infolgedessen dichterer Lava aus, wodurch dieser Teil der wasserbedeckten Oberfläche beträchtlich einsank. In kompensierender Bewegung tauchte zur Wiederherstellung des Gleichgewichts der sich allmählich verdickenden Erdkruste die erste kontinentale Landmasse aus dem Weltozean auf.

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Vor 950 000 000 Jahren bot Urantia das Bild eines einzigen großen Kontinentes und einer einzigen riesigen Wassermasse, des Pazifischen Ozeans. Immer noch finden sich überall Vulkane, und Erdbeben sind ebenso häufig wie heftig. Die Meteoriten hageln immer noch auf die Erde herab, aber ihre Häufigkeit und Größe nehmen ab. Die Atmosphäre klärt sich, aber der Gehalt an Kohlendioxyd ist immer noch hoch. Die Erdkruste stabilisiert sich allmählich.

57:8.6

Etwa um diese Zeit wurde Urantia zu planetarischer Verwaltung dem System von Satania zugeteilt und in das Lebensregister Norlatiadeks aufgenommen. Damals begann die administrative Anerkennung der kleinen und unbedeutenden Sphäre, der es bestimmt war, zum Planeten zu werden, auf dem Michael dereinst zu der erstaunlichen Unternehmung seiner Selbsthingabe in Menschengestalt antreten und jene Erfahrungen machen würde, die der Grund sind, weshalb man Urantia lokal seither „Welt des Kreuzes“ nennt.

57:8.7

Vor 900 000 000 Jahren erlebte Urantia die Ankunft des ersten Kundschaf­t­ertrupps Satanias, der von Jerusem hergesandt worden war, um den Planeten zu untersuchen und einen Bericht über seine Eignung als Standort für Lebensexperimente zu liefern. Die Kommission bestand aus vierundzwanzig Mitgliedern und umfasste Lebensbringer, Lanonandek-Söhne, Melchisedeks, Seraphim und Angehörige anderer Ordnungen himmlischen Lebens, die sich mit der frühen planetarischen Organisation und Administration befassen.

57:8.8

Nach einer eingehenden Inspektion des Planeten kehrte die Kommission nach Jerusem zurück. Sie gab dem Systemsouverän einen günstigen Bescheid und em­pfahl, Urantia in das Register für Lebensexperimente aufzunehmen. Demzufolge wurde eure Welt auf Jerusem als Dezimalplanet eingetragen, und die Lebensbringer wurden davon in Kenntnis gesetzt, dass ihnen später zur Zeit ihrer Ankunft als Bevollmächtigte für die Verpflanzung und Ansiedlung des Lebens die Erlaubnis erteilt würde, neue Modelle mechanischer, chemischer und elektrischer Mobilisierung einzuführen.

57:8.9

Zu gegebener Zeit wurden auf Jerusem durch eine gemischte Zwölfer­kommission Pläne für die Inbesitznahme des Planeten ausgearbeitet, die von der planetarischen Kommission der Siebzig auf Edentia gutgeheißen wurden. Und schließlich wurden diese vom beratenden Gremium der Lebensbringer vorgeschlagenen Pläne auf Salvington gebilligt. Bald darauf lief über den Fernmeldedienst Nebadons die Nachricht, dass die Lebensbringer Urantia zum Schauplatz für die Durchführung ihres sechzigsten Satania-Experimentes gewählt hatten, mit dem Ziel, den Satania-Typus des nebadonschen Lebensur­musters zu verstärken und zu verbessern.

57:8.10

Kurz nachdem Urantia über das Fernmeldewesen des Universums zum ersten Mal vor ganz Nebadon anerkannt worden war, wurde ihm der volle Universumsstatus zugestanden. Bald danach wurde es in die Register der Haupt­sitzplaneten des kleinen und großen Sektors des Superuniversums eingetragen; und ehe dieses Zeitalter um war, hatte Urantia in das Register des planetarischen Lebens von Uversa Eingang gefunden.

57:8.11

Für dieses ganze Zeitalter waren häufige und heftige Stürme bezeichnend. Die frühe Erdkruste befand sich ständig im Fluss. Oberflächliche Abkühlung wechselte sich mit gewaltigen Lavaergüssen ab. Nirgendwo kann man heute an der Erdoberfläche etwas von dieser ursprünglichen Planetenkruste finden. Sie ist insgesamt zu oft mit austretender Lava tiefen Ursprungs durcheinander gemischt und mit den späteren Ablagerungen des frühen weltumspannenden Ozeans vermengt worden.

57:8.12

Auf der ganzen Erdoberfläche kann man nirgends mehr von den modifizierten Überresten dieses uralten vorozeanischen Gesteins finden als im nordöstlichen Kanada rund um die Hudson Bay. Diese ausgedehnte granitene Erhebung ist aus Felsen gebildet, der den vorozeanischen Zeitaltern angehört. Diese Gesteins­schichten sind erhitzt, gebogen, verdreht und zusammengepresst worden und haben immer von neuem solche verformenden Metamorphosen durchgemacht.

57:8.13

Während der ozeanischen Zeitalter setzten sich auf dem Grund dieses alten Ozeans gewaltige Lagen von fossilfreiem geschichtetem Gestein ab. (Kalkstein kann sich durch chemische Ausfällung bilden; nicht der gesamte ältere Kalkstein ist aus Ablagerungen des marinen Lebens entstanden). In keiner dieser alten Gesteinsbildungen wird man Hinweise auf Leben finden; sie enthalten keine Fossile, es sei denn, spätere Ablagerungen der Wasserzeitalter seien durch irgendwelche Umstände mit diesen älteren, dem Leben vorausgehenden Schichten durchmischt worden.

57:8.14

Die frühe Erdkruste war höchst unstabil, aber es gab keine in Entstehung begriffenen Berge. Der Planet zog sich während seiner Bildung unter dem Druck der Gravitation zusammen. Berge entstehen nicht, weil die sich abkühlende Kruste einer sich zusammenziehenden Sphäre einbricht; sie erscheinen erst später infolge der Einwirkung von Regen, Gravitation und Erosion.

57:8.15

Die kontinentale Masse dieser Ära nahm zu, bis sie fast zehn Prozent der Erdoberfläche ausmachte. Heftige Erdbeben begannen erst, als die kontinentale Masse sich deutlich über den Wasserspiegel erhoben hatte. Als sie einmal begonnen hatten, nahmen sie im Laufe der Zeitalter an Häufigkeit und Heftigkeit zu. Danach haben die Erdbeben während Millionen und Abermillionen von Jahren abgenommen, aber Urantia hat im Mittel täglich immer noch deren fünfzehn.

57:8.16

Vor 850 000 000 Jahren begann die erste wirkliche Stabilisierungsepoche der Erdkruste. Die meisten schwereren Metalle waren ins Zentrum der Erdkugel abgesunken; die sich abkühlende Kruste hatte aufgehört, in so großem Ausmaß einzusinken wie in früheren Zeitaltern. Es trat ein besseres Gleichgewicht zwischen der Landerhebung und dem schwereren Ozeanbett ein. Das Fließen der Lavaschicht unter der Erdkruste wurde ein beinah weltweites Phänomen, und es kompensierte und stabilisierte die Fluktuationen, die durch Abkühlung, Kontraktion und oberflächliche Verwerfungen hervorgerufen wurden.

57:8.17

Häufigkeit und Heftigkeit der Vulkanausbrüche und Erdbeben nahmen immer mehr ab. Die Atmosphäre reinigte sich von vulkanischen Gasen und Wasserdampf, aber der Anteil an Kohlendioxyd war immer noch hoch.

57:8.18

Auch die elektrischen Störungen in der Luft und in der Erde gingen zurück. Die Lavaströme hatten ein Elementengemisch an die Oberfläche getragen, das die Kruste abwechslungsreich gestaltete und den Planeten gegenüber bestimmten Raumenergien besser abschirmte. Und all das trug viel dazu bei, die Kontrolle der irdischen Energie zu erleichtern und ihren Fluss zu regulieren, wie sich das am Funktionieren der magnetischen Pole zeigt.

57:8.19

Vor 800 000 000 Jahren brach die erste große Landepoche an, das Zeitalter zunehmenden kontinentalen Auftauchens.

57:8.20

Seit der Kondensation der Hydrosphäre der Erde, zuerst im Weltozean und später im Pazifischen Ozean, muss man sich letzteren als eine Wassermasse vorstellen, die damals neun Zehntel der Erdoberfläche bedeckte. Die in das Meer fallenden Meteorite sammelten sich auf dem Grund des Ozeans an, und Meteorite bestehen im Allgemeinen aus schwerem Material. Diejenigen, die über dem Land niedergingen, wurden weitgehend oxydiert, später durch Erosion abgetragen und in das Ozeanbecken fortgeschwemmt. Auf diese Weise wurde der Grund des Ozeans immer schwerer, und dazu trat das Gewicht einer Wassermasse, die stellenweise bis sechzehn Kilometer tief war.

57:8.21

Der immer schwerer lastende Druck des Pazifischen Ozeans fuhr fort, die kontinentale Landmasse nach oben zu drücken. Europa und Afrika begannen, zusammen mit den jetzt Australien, Nord- und Südamerika genannten Massen und dem antarktischen Kontinent aus den pazifischen Tiefen aufzutauchen, während sich der Boden des Pazifischen Ozeans zum Ausgleich weiter senkte. Am Ende dieser Periode bestand fast ein Drittel der Erdoberfläche aus Festland, einem einzigen kontinentalen Block.

57:8.22

Als das Festland immer höher stieg, machten sich auf dem Planeten die ersten klimatischen Differenzen bemerkbar. Landerhebung, kosmische Wolken und ozeanische Einflüsse sind die Hauptfaktoren von Klimaschwankungen. Das Rückgrat der asiatischen Landmasse erreichte zur Zeit der größten Landerhebung eine Höhe von nahezu fünfzehntausend Metern. Hätte in der Luft über diesen außerordentlich hohen Gegenden viel Feuchtigkeit geschwebt, hätten sich gewaltige Eisdecken gebildet, und die Eiszeit wäre schon viel früher eingetreten. Es dauerte mehrere hundert Millionen Jahre, ehe sich wieder soviel Land über das Wasser erhob.

57:8.23

Vor 750 000 000 Jahren erschienen in der Kontinentalmasse die ersten Risse, die zu einem großen, von Norden nach Süden verlaufenden Bruch wurden, der später das Ozeanwasser aufnahm und zum Wegbereiter der Westverschiebung der Kontinente von Nord- und Südamerika einschließlich Grönlands wurde. Eine lange, von Osten nach Westen verlaufende Spalte trennte Afrika von Europa und schnitt die Landmassen Australiens, der Pazifischen Inseln und der Antarktis vom asiatischen Kontinent ab.

57:8.24

Vor 700 000 000 Jahren reiften auf Urantia immer mehr die zur Auf­rech­ter­haltung des Lebens erforderlichen Bedingungen heran. Die Kontinen­talverschiebung setzte sich fort; zunehmend drang der Ozean mit langen dünnen Armen ins Festland ein und sorgte so für die Entstehung jener seichten Wasser und geschützten Buchten, die sich besonders gut zur Beherbergung des marinen Lebens eignen.

57:8.25

Vor 650 000 000 Jahren traten die Landmassen immer weiter auseinander, und demzufolge dehnten sich die zwischenkontinentalen Meere immer mehr aus. Und ihre Wasser erreichten rasch jenen Salzgehalt, der für das Leben auf Urantia wesentliche Voraussetzung war.

57:8.26

Diese Meere und ihre Nachfolger waren es, die die Lebensgeschichte Urantias so festhielten, wie man sie später auf gut erhaltenen steinernen Seiten entdeckte, ein Volumen über dem anderen, so wie Ära auf Ära gefolgt und Zeitalter nach Zeitalter verstrichen war. Diese urzeitlichen Binnenmeere waren wirklich die Wiege der Evolution.

57:8.27

[Dargeboten von einem Lebensbringer, Mitglied des ursprünglichen Korps Urantias und jetzt residierender Beobachter.]


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