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Die Rebellion Luzifers

2. Die Ursachen der Rebellion

53:2.1

Luzifer und seine rechte Hand, Satan, hatten in Jerusem seit über fünfhunderttausend Jahren regiert, als sie in ihren Herzen gegen den Universalen Vater und seinen damals noch stellvertretenden Sohn Michael aufzubegehren begannen.

53:2.2

Im System von Satania herrschten keine besonderen Umstände, die eine Rebellion hätten nahelegen oder begünstigen können. Wir sind der festen Meinung, dass die Idee dem Gemüt Luzifers entsprang und darin Gestalt annahm und dass er eine solche Rebellion auch an jedem anderen Aufenthaltsort hätte anzetteln können. Zuerst weihte Luzifer Satan in seine Pläne ein, aber er brauchte mehrere Monate, um das Gemüt seines fähigen und blendenden Mit­arbeiters zu verderben. Aber nachdem dieser einmal zu den Rebellen­theorien bekehrt war, wurde er ein kühner und überzeugter Verfechter der „Selbsther­rlichkeit und Freiheit“.

53:2.3

Nie hat irgendjemand Luzifer den Gedanken an Rebellion eingeflüstert. Die Idee der Selbstherrlichkeit im Widerspruch zum Willen Michaels und zu den Plänen des Universalen Vaters, wie sie von Michael vertreten werden, ist in seinem eigenen Herzen entstanden. Seine Beziehungen zum Schöpfersohn waren immer innig und herzlich gewesen. Zu keinem Zeitpunkt vor der Verherrlichung seiner eigenen Denkweise hatte er offen an der Universumsverwaltung Kritik geübt. Aber trotz Luzifers Verschwiegenheit hatte der Einiger der Tage Salvingtons Uversa während über hundert Jahren Standardzeit auf reflexivem Wege wissen lassen, dass in Luzifers Gemüt nicht alles im Frieden sei. Diese Information ging auch an den Schöpfersohn und an die Konstellationsväter von Norlatiadek.

53:2.4

Während dieser ganzen Zeit wurde Luzifers Einstellung zum gesamten Plan der Universumsverwaltung immer kritischer, aber er hielt immer treu zu den Höchsten Herrschern. Sein erster offener Treuebruch ereignete sich anlässlich eines Besuchs von Gabriel auf Jerusem nur wenige Tage vor der öffentlichen Proklamation der Freiheitserklärung Luzifers. Die Gewissheit einer kurz bevorstehenden Auflehnung beeindruckte Gabriel so sehr, dass er sich direkt nach Edentia begab, um sich mit den Konstellationsvätern über die im Falle einer offenen Rebellion zu ergreifenden Maßnahmen zu beraten.

53:2.5

Es ist sehr schwierig, genau Grund oder Gründe einer Entwicklung auszumachen, die schließlich in der Rebellion Luzifers gipfelte. Wir sind uns nur dieser einen Sache sicher: Welcher Art auch immer diese Anfänge waren, sie entsprangen Luzifers Gemüt. Es muss in ihm ein Eigendünkel gelebt haben, der sich selbst unterhielt bis zu dem Punkt, wo Luzifer der Selbsttäuschung erlag, so dass er sich eine Zeitlang wirklich einredete, sein Projekt eines Aufstandes gereiche dem Sy­stem, wenn nicht dem ganzen Universum, tatsächlich zum Besten. Zu der Zeit, als seine Pläne zur Ernüchterung geführt hatten, war er ohne Zweifel in seinem ursprünglichen, Unheil stiftenden Hochmut bereits zu weit gegangen, um noch anhalten zu können. An einem bestimmten Punkt seiner Erfahrung wurde er unaufrichtig, und das Übel ging in entschiedene und vorsätzliche Sünde über. Den Beweis dafür liefert das spätere Verhalten dieses brillanten Verwalters. Lange wurde ihm Gelegenheit zur Reue gegeben, aber nur einige seiner Untergebenen nahmen die angebotene Barmherzigkeit an. Auf Ersuchen der Konstellationsväter stellte der Getreue der Tage Edentias persönlich Michaels Plan zur Errettung der schamlosen Aufrührer vor, aber immer wieder wurde das Erbarmen des Schöp­fersohnes zurückgewiesen, und zwar jedes Mal mit größerer Geringschätzung und Verachtung.


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