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Die Evolution der Lokaluniversen

3. Die evolutionäre Idee

32:3.1

Die einzige vollkommen stabilisierte Schöpfung ist Havona, das Zentraluniversum, das unmittelbar durch den Gedanken des Universalen Vaters und das Wort des Ewigen Sohnes erschaffen wurde. Havona ist ein existentielles, vollkommenes Universum der Überfülle, das die Wohnstätte der ewigen Gottheiten, das Zentrum aller Dinge, umgibt. Die Schöpfungen der sieben Superuniversen sind endlich, evolutionär, und folglich im Fortschritt begriffen.

32:3.2

Die physischen Systeme von Zeit und Raum sind alle evolutionären Ursprungs. Sie sind nicht einmal physisch gefestigt, solange sie nicht in die stabilisierten Kreisläufe ihres Superuniversums eingetreten sind. Und ein Lokaluniversum wird erst dann im Licht und Leben verankert, wenn seine physischen Expansions- und Entwicklungsmöglichkeiten erschöpft sind und der geistige Status all seiner bewohnten Welten für immer gesichert und stabilisiert ist.

32:3.3

Außer im Zentraluniversum wird die Vollkommenheit allmählich erreicht. In der Zentralen Schöpfung ist uns ein Urmuster der Vollkommenheit gegeben, aber alle anderen Reiche müssen zu dieser Vollkommenheit durch Methoden gelangen, die für den Fortschritt dieser besonderen Welten oder Universen vorgesehen sind. Und eine nahezu unendliche Vielfalt charakterisiert die Pläne der Schöpfersöhne für Organisation, Entwicklung, Disziplinierung und Stabilisierung ihrer jeweiligen Lokaluniversen.

32:3.4

Mit Ausnahme der Gottheitsgegenwart des Vaters ist jedes Lokaluniversum in gewissem Sinne ein Doppel der administrativen Organisation der Zentral- oder Urmusterschöpfung. Obwohl der Universale Vater im Residenzuniversum persönlich anwesend ist, bewohnt er den Verstand der diesem Universum entstammenden Wesen nicht, während er den Seelen der Sterblichen von Zeit und Raum im wahrsten Sinne innewohnt. Es scheint bei der Abstimmung und Regulierung der geistigen Angelegenheiten der gewaltigen Schöpfung eine allweise Kompensation zu geben. Im Zentraluniversum ist der Vater als solcher persönlich anwesend, aber abwesend vom Verstand der Kinder dieser vollkommenen Schöpfung; in den Universen des Raums ist der Vater als Person abwesend – er wird durch seine Souveränen Söhne vertreten – hingegen ist er im Verstand seiner sterblichen Kinder auf intime Weise gegenwärtig – er wird geistig vertreten durch die vorpersönliche Gegenwart der Unergründlichen Mentoren, die sich im Verstand dieser Willensgeschöpfe aufhalten.

32:3.5

Am Hauptsitz eines Lokaluniversums wohnen all jene Schöpfer- und Schöpferischen Persönlichkeiten, die eine in ihnen selber gründende Autorität und administrative Autonomie mit Ausnahme der persönlichen Gegenwart des Universalen Vaters verkörpern. Im Lokaluniversum kann man Vertreter nahezu aller im Zentraluniversum existierenden Klassen intelligenter Wesen antreffen außer dem Universalen Vater. Obwohl der Universale Vater in einem Lokaluniversum nicht persönlich anwesend ist, wird er durch dessen Schöpfersohn persönlich vertreten, der zunächst Statthalter Gottes ist und später souveräner Herrscher aus eigenem Recht wird.

32:3.6

Je weiter auf der Leiter des Lebens wir hinuntersteigen, umso schwieriger wird es, den unsichtbaren Vater mit den Augen des Glaubens ausfindig zu machen. Es fällt den tieferstehenden Geschöpfen – und manchmal sogar höheren Persönlichkeiten – schwer, den Universalen Vater immer in seinen Schöpfersöhnen zu erkennen. Und so lassen sie noch vor der Zeit ihrer geistigen Erhöhung, wenn ihre vollkommene Entwicklung sie befähigen würde, Gott in Person zu sehen, in ihren Anstrengungen nach und unterhalten Zweifel, stolpern in die Verwirrung und isolieren sich dadurch von den fortschreitenden geistigen Zielen ihrer Zeit und ihres Universums. Und so verlieren sie die Fähigkeit, beim Betrachten des Schöpfersohnes den Vater zu sehen. Im ganzen langen Ringen des Geschöpfs, zum Vater zu gelangen, während der Zeit, da die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens in der Natur der Dinge liegt, besteht sein sicherster Schutz darin, sich beharrlich an die Wahrheits-Tatsache der Gegenwart des Vaters in seinen Söhnen zu halten. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, geistig und persönlich, sind der Vater und die Söhne eins. Es ist eine Tatsache: Wer den Schöpfersohn gesehen hat, hat den Vater gesehen.

32:3.7

Die Festigkeit und Verlässlichkeit der Persönlichkeiten eines gegebenen Universums hängt zu Beginn nur von ihrem Verwandtschaftsgrad mit der Gottheit ab. Wenn der Geschöpfesursprung weit genug von den göttlichen Urquellen entfernt ist – ob wir es dabei mit den Söhnen Gottes oder mit den zum Unendlichen Geist gehörenden dienenden Geschöpfen zu tun haben – besteht eine zunehmende Möglichkeit zu Disharmonie, Verwirrung und manchmal Rebellion – Sünde.

32:3.8

Mit Ausnahme vollkommener, der Gottheit entsprungener Wesen sind alle Willensgeschöpfe der Superuniversen evolutionärer Natur. Ihr Rang ist am Anfang niedrig, und sie bewegen sich ewig nach oben – in Wahrheit nach innen. Sogar hochgeistige Persönlichkeiten fahren fort, die Stufen des Lebens hinaufzusteigen durch fortlaufende Versetzungen von Leben zu Leben und von Sphäre zu Sphäre. In der Tat gibt es für die möglichen Höhen geistigen Aufstiegs und universeller Vollbring­ung derer, die Unergründliche Mentoren beherbergen, keine Grenzen.

32:3.9

Wenn die Vollkommenheit der Geschöpfe der Zeit endlich erreicht ist, ist sie ganz und gar etwas Erworbenes, ein echter Besitz der Persönlichkeit. Obwohl Elemente der Gnade großzügig beigemischt sind, sind die Geschöpfes­vollbringungen nichtsdestoweniger das Resultat individueller Anstrengung und tatsächlichen Erlebens, sind sie die Persönlichkeitsreaktion auf das existierende Umfeld.

32:3.10

Die Tatsache tierischer evolutionärer Abstammung einer Persönlichkeit ist in den Augen des Universums keine Schande, denn es handelt sich dabei um die ausschließliche Methode, einen der beiden fundamentalen Typen endlicher intelligenter Willensgeschöpfe hervorzubringen. Sind die Höhen der Vollkommenheit und Ewigkeit einmal erreicht, gebührt denen umso größere Ehre, die zuunterst begonnen haben und frohgemut auf der Lebensleiter emporgeklommen sind, Sprosse um Sprosse, und die, einmal auf der Höhe der Herrlichkeit angelangt, eine persönliche Erfahrung erworben haben, die tatsächlich die Kenntnis jeder Phase des Lebens von zuunterst bis zuoberst umfasst.

32:3.11

In alledem zeigt sich die Weisheit der Schöpfer. Es fiele dem Universalen Vater ebenso leicht, alle Sterblichen als vollkommene Wesen zu erschaffen, ihnen durch sein göttliches Wort Vollkommenheit zu verleihen. Aber das würde sie der wunderbaren Erfahrung des Abenteuers und der Schulung berauben, die mit dem langen, schrittweisen Vorrücken nach innen einhergeht, einer Erfahrung, die nur jene machen können, die so glücklich sind, am untersten Ende der lebendigen Existenz zu beginnen.

32:3.12

In den Havona umringenden Universen gibt es nur gerade soviel vollkommene Geschöpfe, wie es braucht, um dem Bedarf an vorbildlichen Lehrer-Führern jener zu genügen, die auf der evolutionären Lebensleiter emporsteigen. Die erfahrungsmäßige Natur des evolutionären Persönlichkeitstyps ist die natürliche kosmische Ergänzung der ewig-vollkommenen Naturen der Paradies-Havona-Geschöpfe. In Wahrheit sind sowohl vollkommene als auch vervollkommnete Geschöpfe bezüglich endlicher Totalität unvollständig. Aber in der komple­­mentären Gemeinschaft der existentiell vollkommenen Geschöpfe des Paradies-Havona-Systems und der erfahrungsmäßig vervollkommneten aufsteigenden Finalisten aus den evolutionären Universen finden beide Typen Befreiung von angeborenen Begrenzungen und können so gemeinsam versuchen, die erhabenen Höhen der Ultimität des Geschöp­fesstatus zu ersteigen.

32:3.13

Diese Vorgänge unter Geschöpfen sind der universelle Widerhall von Aktionen und Reaktionen innerhalb der Siebenfachen Gottheit, in der sich die ewige Göttlichkeit der Paradies-Trinität mit der sich entwickelnden Göttlich­keit der Supremen Schöpfer der Zeit-Raum-Universen vereinigt in der ihre Macht verwirklichenden Gottheit des Supremen Wesens, dank dieser und durch diese.

32:3.14

Das göttlich vollkommene Geschöpf und das evolutionäre vervollkommnete Geschöpf besitzen denselben Grad an Göttlichkeitspotential, aber sie sind verschieden geartet. Jedes ist vom anderen abhängig, um die Suprematie des Dienstes zu erreichen. Die evolutionären Superuniversen hängen vom vollkommenen Havona ab, um ihren aufsteigenden Bürgern die abschließende Schulung zu verschaffen, aber ebenso benötigt das vollkommene Zentraluniversum die Existenz der sich vervollkommnenden Superuniversen, um für die volle Ent­wick­lung seiner niedersteigenden Bewohner zu sorgen.

32:3.15

Die beiden wesentlichen Manifestationen endlicher Realität, angeborene Vollkommenheit und entwickelte Vollkommenheit, sind, ob es sich um Persön­lichkeiten oder Universen handelt, koordiniert, voneinander abhängig und integriert. Jede benötigt die andere, um die Fülle der Funktion, des Dienstes und der Bestimmung zu erreichen.


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