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Morontielle Erscheinungen Jesu

1. Herolde der Auferstehung

190:1.1

Die Apostel wollten nicht, dass Jesus sie verlasse; deshalb hatten sie all seine Erklärungen über seinen Tod ebenso wie seine Versprechen aufzuerstehen auf die leichte Schulter genommen. Sie hatten sich die Auferstehung nicht so, wie sie kam, vorgestellt, und sie weigerten sich, daran zu glauben, bis unanfechtbare Zeugnisse und der absolute Beweis ihrer eigenen Erfahrung sie dazu zwangen.

190:1.2

Als die Apostel sich weigerten, dem Bericht der fünf Frauen zu glauben, die behaupteten, Jesus gesehen und mit ihm gesprochen zu haben, kehrte Maria Magdalena an das Grab zurück, während die anderen sich zum Hause Josephs zurückbegaben, wo sie dessen Tochter und den anderen Frauen berichteten, was sie erlebt hatten. Und die Frauen schenkten ihrem Bericht Glauben. Kurz nach sechs Uhr begaben sich die Tochter Josephs von Arimathia und die vier Frauen, welche Jesus gesehen hatten, zum Hause des Nikodemus hinüber, wo sie Joseph, Nikodemus, David Zebedäus und den anderen hier versammelten Männern all diese Geschehnisse schilderten. Nikodemus und die anderen bezweifelten ihre Geschichte, bezweifelten, dass Jesus von den Toten auferstanden sei; sie vermuteten, dass die Juden den Leichnam fortgeschafft hatten. Joseph und David aber neigten dazu, dem Bericht Glauben zu schenken, und zwar so sehr, dass sie zu dem Grab hinauseilten, um es selbst in Augenschein zu nehmen. Und sie fanden alles genau so vor, wie die Frauen es beschrieben hatten. Sie waren die letzten, die die Gruft in diesem Zustand erblickten; denn um halb sieben schickte der Hohepriester den Hauptmann der Tempelwache zum Grab, um die Grabtücher zu entfernen. Der Hauptmann wickelte sie alle in das Leinentuch und warf sie über einen nahen Felsvorsprung hinunter.

190:1.3

Vom Grabe aus begaben sich David und Joseph schleunigst zum Hause des Elija Markus, wo sie sich im oberen Raum mit den zehn Aposteln besprachen. Einzig Johannes Zebedäus war, wenn auch nur schwach, zu glauben geneigt, dass Jesus von den Toten auferstanden sei. Petrus hatte zuerst geglaubt, aber als er den Meister nicht fand, befielen ihn schwere Zweifel. Sie neigten alle zu der Ansicht, dass die Juden den Leichnam weggeschafft hatten. David wollte nicht mit ihnen streiten, aber im Weggehen sagte er: „Ihr seid die Apostel, und ihr solltet euch in diesen Dingen auskennen. Ich will nicht mit euch rechten; dessen ungeachtet kehre ich jetzt zum Hause des Nikodemus zurück, wo ich mich mit meinen Boten für heute morgen verabredet habe; und wenn sie alle beisammen sind, werde ich sie auf ihre letzte Mission als Ankündiger der Auferstehung des Meisters schicken. Ich habe den Meister sagen hören, dass er nach seinem Tode am dritten Tag auferstehen werde, und ich glaube ihm.“ Und mit diesen Worten an die Apostel verließ dieser selbsternannte Kommunikations- und Informationschef die niedergeschmetterten und elenden Botschafter des Königreichs. Beim Verlassen des oberen Raumes ließ er den Geldbeutel von Judas, der das ganze apostolische Gut enthielt, in den Schoß von Matthäus Levi fallen.

190:1.4

Es war etwa halb zehn Uhr, als der letzte von Davids sechsundzwanzig Boten im Hause des Nikodemus eintraf. Sofort versammelte David sie in dem geräumigen Hof und richtete folgende Worte an sie:

190:1.5

„Ihr Männer und Brüder, all diese Zeit hindurch habt ihr mir getreu dem Eid gedient, den ihr mir und einander gegenseitig geleistet habt, und ihr seid mir Zeugen dafür, dass ich euch noch nie mit falscher Information ausgesandt habe. Ich schicke euch jetzt auf eure letzte Mission als freiwillige Boten des Königreichs, und damit entbinde ich euch von eurem Eid und löse das Botenkorps auf. Männer, ich erkläre euch, dass wir unser Werk beendet haben. Der Meister braucht jetzt keine sterblichen Boten mehr; er ist von den Toten auferstanden. Vor seiner Verhaftung hat er uns gesagt, dass er sterben und am dritten Tag wieder auferstehen werde. Ich habe das Grab gesehen­ – es ist leer. Ich habe mit Maria Magdalena und vier anderen Frauen gesprochen, die mit Jesus gesprochen haben. Ich entlasse euch jetzt, sage euch Lebewohl und sende euch aus, jeden mit seinem Auftrag; und die Botschaft, die ihr den Gläubigen überbringen sollt, lautet: ‚Jesus ist von den Toten auferstanden; das Grab ist leer.‘“

190:1.6

Die meisten Anwesenden drangen in David, von seinem Vorhaben abzulassen. Aber sie vermochten ihn nicht zu beeinflussen. Darauf versuchten sie, die Boten umzustimmen, aber diese beachteten die Worte des Zweifels nicht. Und so schwärmten an diesem Sonntagmorgen, etwas vor zehn Uhr, diese sechsundzwanzig Läufer als erste Herolde der mächtigen Wahrheits-Tatsache des auferstandenen Jesus aus. Und sie begaben sich auf diese Mission wie auf so viele frühere in Erfüllung ihres Eides, den sie David Zebedäus und einander gegenseitig geleistet hatten. Diese Männer hatten großes Vertrauen zu David. Sie traten ihren Auftrag an, ohne auch nur zu verweilen, um mit denen zu sprechen, die Jesus gesehen hatten; denn sie nahmen David beim Wort. Die Mehrheit von ihnen glaubte, was David ihnen gesagt hatte, aber auch diejenigen, die irgendwie zweifelten, überbrachten die Botschaft ebenso zuverlässig und genauso schnell.

190:1.7

Die Apostel, das geistige Korps des Königreichs, sind an diesem Tag im oberen Raum versammelt, wo sie Angst bekunden und Zweifel äußern, während diese Laien, deren Handeln den ersten Versuch einer Sozialisierung des Evangeliums des Meisters von der Bruderschaft der Menschen darstellt, unter der Leitung ihres furchtlosen und tüchtigen Führers hinausgehen, um die Auferstehung des Retters einer Welt und eines Universums zu verkündigen. Und sie übernehmen diesen denkwürdigen Dienst, noch ehe Jesu berufene Stellvertreter gewillt sind, seinem Wort zu glauben oder die Aussagen von Augenzeugen ernst zu nehmen.

190:1.8

Diese sechsundzwanzig Boten wurden zum Hause des Lazarus in Bethanien und zu allen Glaubenszentren ausgesandt, von Beerscheba im Süden bis nach Damaskus und Sidon im Norden und von Philadelphia im Osten bis nach Alexandrien im Westen.

190:1.9

Nachdem David von seinen Brüdern Abschied genommen hatte, ging er zum Hause des Joseph, um seine Mutter abzuholen, und dann begaben sie sich hinaus nach Bethanien zu der wartenden Familie Jesu. David blieb in Bethanien bei Martha und Maria, bis diese ihr irdisches Besitztum verkauft hatten, und er begleitete sie auf ihrer Reise zu ihrem Bruder Lazarus in Philadelphia.

190:1.10

Etwa eine Woche später brachte Johannes Zebedäus Maria, Jesu Mutter, zu sich nach Hause nach Bethsaida. Jakobus, Jesu ältester Bruder, blieb mit seiner Familie in Jerusalem. Ruth blieb in Bethanien bei den Schwestern des Lazarus. Die restliche Familie Jesu kehrte nach Galiläa zurück. Anfang Juni reiste David Zebedäus mit Martha und Maria von Bethanien nach Philadelphia ab, am Tag nach seiner Hochzeit mit Ruth, Jesu jüngster Schwester.


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