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Die Zeit im Grabe

3. Verlauf des Sabbattages

188:3.1

Den Sabbattag über hielten sich die Jünger und Apostel versteckt, während ganz Jerusalem von Jesu Tod am Kreuz sprach. Zu diesem Zeitpunkt waren in Jerusalem fast eineinhalb Millionen Juden aus allen Teilen des Römischen Reiches und aus Mesopotamien anwesend. Es war der Beginn der Passahwoche und all diese Pilger würden sich in der Stadt befinden, von Jesu Auferstehung hören und den Bericht in ihre Heimat tragen.

188:3.2

Spät am Samstagabend ließ Johannes Markus die elf Apostel insgeheim in das Haus seines Vaters kommen, wo sich alle kurz vor Mitternacht in demselben oberen Raum versammelten, wo sie mit ihrem Meister zwei Abende zuvor das Letzte Abendmahl eingenommen hatten.

188:3.3

Maria, Jesu Mutter, kehrte mit Ruth und Jude nach Bethanien zurück, wo sie sich an diesem Samstagabend kurz vor Sonnenuntergang mit ihrer Familie vereinigten. David Zebedäus blieb im Hause des Nikodemus, wo er sich mit seinen Boten für den frühen Sonntagmorgen verabredet hatte. Die Frauen aus Galiläa, die für die zusätzliche Einbalsamierung der Leiche Jesu Gewürze zubereiteten, hielten sich im Hause Josephs von Arimathäa auf.

188:3.4

Wir sind außerstande, ganz zu erklären, was mit Jesus von Nazareth in diesem Zeitraum von anderthalb Tagen geschah, während er angeblich in Josephs neuem Grab ruhte. Offensichtlich war er desselben natürlichen Todes am Kreuz gestorben wie jeder andere Sterbliche unter gleichen Umständen auch. Wir hörten ihn sagen: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Wir verstehen die Bedeutung einer solchen Aussage nicht ganz, insofern sein Gedankenjustierer seit langem personifiziert war und somit eine von Jesu sterblichem Wesen getrennte Existenz führte. Des Meisters Personifizierter Gedankenjustierer konnte durch seinen physischen Tod am Kreuz in keiner Weise betroffen sein. Was Jesus vorläufig in seines Vaters Hände legte, muss die geistige Entsprechung der frühen Justiererarbeit zur Vergeistigung des menschlichen Intellekts gewesen sein, damit diese Transkription der menschlichen Erfahrung auf die Residenzwelten weitergeleitet werden konnte. In Jesu Erfahrung muss es eine geistige Realität gegeben haben, die der Geist-Natur, oder Seele, der in ihrem Glauben wachsenden Sterblichen der Welten vergleichbar war. Aber das ist nur unsere Ansicht, denn wir wissen nicht wirklich, was Jesus seinem Vater anbefahl.

188:3.5

Wir wissen, dass dort in Josephs Grab der physische Leib des Meisters bis etwa drei Uhr am Sonntagmorgen ruhte, aber über den Status von Jesu Persönlichkeit während dieser sechsunddreißig Stunden sind wir völlig im Unge­wissen. Wir haben es manchmal gewagt, uns diese Dinge etwa wie folgt zu erklären:

188:3.6

1. Das Bewusstsein Michaels als eines Schöpfers muss frei gewesen sein und völlig unabhängig von dem ihm in der physischen Inkarnation zugesellten sterblichen Verstand.

188:3.7

2. Wir wissen, dass Jesu vormaliger Gedankenjustierer während dieser Zeitspanne auf Erden anwesend war und die versammelten himmlischen Heerscharen persönlich befehligte.

188:3.8

3. Die erworbene Geist-Identität des Menschen von Nazareth, aufgebaut im Laufe seines inkarnierten Lebens zuerst durch die direkten Anstren­gungen seines Gedankenjustierers und später durch seine eigene vollkommene Harmonisierung der physischen Notwendigkeiten mit den geistigen Erfor­dernissen einer idealen sterblichen Existenz – Resultat seiner nimmermüden Ausrichtung auf den Willen des Vaters – diese Geist-Identität muss der Obhut des Paradies-Vaters anvertraut worden sein. Ob diese Geist-Realität zurückkehrte, um ein Teil der auferstandenen Persönlichkeit zu werden, wissen wir nicht, aber wir glauben es. Es gibt indessen im Universum auch solche, die der Meinung sind, diese Seelenidentität Jesu ruhe jetzt im „Schoße des Vaters“, um später freigesetzt zu werden und die Führung des Korps der Finalität von Nebadon zu übernehmen, wenn dieses dereinst seine nicht offenbarte Bestimmung in den noch nicht erschaffenen Universen der nicht organisierten Reiche des äußeren Raums finden wird.

188:3.9

4. Wir glauben, dass das menschliche oder sterbliche Bewusstsein Jesu während dieser sechsunddreißig Stunden schlief. Wir haben Grund zu der Annahme, dass der menschliche Jesus von dem, was sich in dieser Zeitspanne im Universum ereignete, nichts wusste. Für sein menschliches Bewusstsein schien keine Zeit verstrichen zu sein, seine Auferstehung ins Leben folgte unmittelbar auf das Verlöschen im Tode.

188:3.10

Und das ist ungefähr alles, was wir über Jesu Status während der Grabes­periode zu Protokoll geben können. Es gibt eine ganze Anzahl damit verbundener Tatsachen, auf die wir hinweisen können, obwohl wir kaum kompetent sind, sie zu interpretieren.

188:3.11

In dem riesigen Hof der Auferstehungshallen der ersten Residenzwelt von Satania kann man jetzt ein herrliches materiell-morontielles Bauwerk, „Denkmal Michaels“ genannt, bewundern, welches das Siegel Gabriels trägt. Dieses Denkmal wurde kurz nach Michaels Weggang von dieser Welt errichtet und trägt die Inschrift: „Zur Erinnerung an den sterblichen Transit Jesu von Nazareth auf Urantia.“

188:3.12

Es sind Dokumente vorhanden, aus denen hervorgeht, dass der höchste Rat von Salvington in diesem Zeitraum mit seinen hundert Mitgliedern unter Gabriels Vorsitz auf Urantia eine Geheimsitzung abhielt. Aus anderen Dokumenten geht hervor, dass die Ältesten der Tage von Uversa sich in dieser Zeit mit Michael über den Status des Universums von Nebadon ausgetauscht haben.

188:3.13

Wir wissen, dass zwischen Michael und Immanuel von Salvington mindestens eine Botschaft ausgetauscht wurde, während der Leichnam des Meisters im Grabe lag.

188:3.14

Es gibt guten Grund zu der Annahme, dass an der Sitzung des System-Rates der Planetarischen Fürsten, der auf Jerusem tagte, eine gewisse Persönlichkeit den Platz Caligastias einnahm, während Jesu Körper im Grabe ruhte.

188:3.15

Die Annalen von Edentia vermelden, dass sich der Vater der Konstellation von Norlatiadek auf Urantia aufhielt und von Michael während der Zeit im Grabe Anweisungen empfing.

188:3.16

Und es gibt noch manch anderen Beweis, welcher annehmen lässt, dass nicht Jesu ganze Persönlichkeit während der Dauer seines offensichtlichen physischen Todes schlief und bewusstlos war.


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