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Am Montag in Jerusalem

4. Gleichnis vom abwesenden Gutsbesitzer

173:4.1

Als sich die führenden Pharisäer und Schriftgelehrten, die versucht hatten, Jesus durch ihre Fragen zu verwirren, die Geschichte von den beiden Söhnen zu Ende angehört hatten, zogen sie sich zu weiterer Beratung zurück. Der Meister wandte seine Aufmerksamkeit wieder der zuhörenden Menge zu und erzählte ein weiteres Gleichnis:

173:4.2

„Es lebte einmal ein gütiger Mann, der einem großen Hause vorstand, und er legte einen Weinberg an. Er umgab ihn mit einer Hecke, hob eine Grube für die Weinpresse aus und baute einen Wachturm für die Wächter. Darauf übergab er den Weinberg Pächtern und machte sich auf eine lange Reise in ein anderes Land. Als die Zeit der Reife nahte, sandte er Diener zu den Pächtern, um den Pachtbetrag einzuziehen. Aber sie hielten untereinander Rat und weigerten sich, den Dienern die Früchte zu geben, die sie ihrem Meister schuldeten. Stattdessen fielen sie über die Diener her, schlugen den einen, steinigten den anderen und jagten die übrigen mit leeren Händen weg. Als der Besitzer all das erfuhr, schickte er andere, verlässlichere Diener, die sich mit diesen gottlosen Pächtern auseinandersetzen sollten. Aber auch diese verwundeten sie und behandelten sie schändlich. Daraufhin sandte der Besitzer seinen bevorzugten Diener, den Verwalter, und diesen töteten sie. Trotzdem sandte er in seiner Geduld und Nachsicht noch viele weitere Diener aus, aber sie empfingen keinen. Einige schlugen sie, andere töteten sie, und nachdem der Besitzer in dieser Weise behandelt worden war, entschloss er sich, seinen Sohn zu senden, um sich mit diesen undankbaren Pächtern zu befassen, indem er sich sagte: ‚Sie mögen wohl meine Diener misshandeln, aber meinem geliebten Sohn werden sie sicherlich Respekt bezeugen.‘ Aber als diese reue- und ruchlosen Pächter den Sohn erblickten, sprachen sie untereinander: ‚Das ist der Erbe; kommt, töten wir ihn, dann wird das Erbe unser sein.‘ Also packten sie ihn, und nachdem sie ihn aus dem Weinberg hinausgeworfen hatten, brachten sie ihn um. Was wird wohl der Herr des Weinbergs mit diesen undankbaren und bösartigen Pächtern machen, wenn er hört, wie sie seinen Sohn abgewiesen und getötet haben?“

173:4.3

Als die Leute das Gleichnis und die Frage von Jesus gehört hatten, antworteten sie: „Er wird diese elenden Männer vernichten und seinen Weinberg an andere, ehrliche Bauern verpachten, die ihm die Früchte zur Reifezeit abliefern werden.“ Und als einige der Zuhörer begriffen, dass sich dieses Gleichnis auf die jüdische Nation und die Behandlung, die sie ihren Propheten hatten widerfahren lassen, bezog und auf die unmittelbar bevorstehende Ablehnung Jesu und seines Evangeliums vom Königreich, sagten sie kummervoll: „Gott möge verhüten, dass wir wieder solche Dinge tun.“

173:4.4

Jesus sah, wie sich eine Gruppe von Sadduzäern und Pharisäern ihren Weg durch die Menge bahnte. Er hielt einen Augenblick inne, bis sie in seiner Nähe waren, und sagte dann: „Ihr wisst, wie eure Väter die Propheten verworfen haben, und ihr wisst sehr wohl, dass ihr in euren Herzen entschlossen seid, den Menschensohn zu verwerfen.“ Und während Jesus mit forschendem Blick auf die nahe bei ihm stehenden Priester und Ältesten sah, sagte er: „Habt ihr nie in den Schriften über den Stein gelesen, den die Bauleute verwarfen und der, als die Leute ihn entdeckt hatten, zum Eckstein gemacht wurde? Und so warne ich euch einmal mehr davor, dass, wenn ihr fortfahrt, dieses Evangelium abzulehnen, das Königreich Gottes euch bald weggenommen und einem Volk gegeben werden wird, das gewillt ist, die gute Nachricht anzunehmen und die Früchte des Geistes hervorzubringen. Ein Geheimnis umgibt diesen Stein, denn wer auf ihn fällt, soll gerettet werden, obwohl er dabei in Stücke bricht; aber auf wen immer dieser Stein fällt, der wird zu Staub zerrieben und seine Asche in alle vier Winde zerstreut werden.“

173:4.5

Als die Pharisäer diese Worte hörten, verstanden sie, dass Jesus sich auf sie und die anderen jüdischen Führer bezog. Sie verspürten einen mächtigen Drang, ihn gerade jetzt und hier zu verhaften, aber sie fürchteten die Menge. Immerhin hatten des Meisters Worte sie derart aufgebracht, dass sie sich zurückzogen und sich weiter miteinander berieten, wie sie seinen Tod herbeiführen könnten. An diesem Abend schmiedeten die Sadduzäer und Pharisäer gemeinsam einen Plan, um ihn am nächsten Tag in einer Schlinge zu fangen.


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