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Das Königreich des Himmels

4. Jesu Lehre vom Königreich

170:4.1

Jesus definierte das Königreich nie genau. Einmal mochte er über den einen Gesichtspunkt des Königreichs sprechen und ein andermal einen anderen Aspekt der Brüderlichkeit behandeln, die Gottes Herrschaft in den Herzen der Menschen entstehen lässt. Im Laufe der Predigt dieses Sabbatnachmittags erwähnte Jesus nicht weniger als fünf Phasen, oder Epochen, des Königreichs, nämlich:

170:4.2

1. Des individuellen Gläubigen persönliche und innere Erfahrung der lebendigen geistigen Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.

170:4.3

2. Die wachsende Bruderschaft der an das Evangelium Glaubenden, die sozialen Aspekte einer gehobenen Moral und neu aufblühenden Ethik, die eine Folge des in den Herzen der individuellen Gläubigen herrschenden Geistes Gottes sind.

170:4.4

3. Die übersterbliche Bruderschaft unsichtbarer geistiger Wesen, die auf Erden und im Himmel vorherrscht, das übermenschliche Königreich Gottes.

170:4.5

4. Die Aussicht auf eine vollkommenere Erfüllung des göttlichen Willens, der Fortschritt in Richtung des Heraufdämmerns einer neuen gesellschaftlichen Ordnung in Verbindung mit einem verbesserten geistigen Leben – das nächste Zeitalter des Menschen.

170:4.6

5. Das Königreich in seiner Fülle, das künftige Zeitalter des Lichts und Lebens auf Erden.

170:4.7

Deshalb müssen wir die Unterweisung des Meisters stets aufmerksam studieren, um sicher zu sein, auf welche der fünf Phasen er sich bezieht, wenn er den Ausdruck Königreich gebraucht. Durch den Prozess der allmählichen Verän­­derung des menschlichen Willens und den dadurch auf die menschlichen Entschei­dungen ausgeübten Einfluss verändern Michael und seine Mitarbeiter ebenfalls allmählich, aber bestimmt den ganzen gesellschaftlichen und übrigen Lauf der menschlichen Evolution.

170:4.8

Bei dieser Gelegenheit unterstrich der Meister insbesondere die folgenden fünf Punkte, die die wesentlichen Züge des Evangeliums vom Königreich darstellen:

170:4.9

1. Der Vorrang des Individuums.

170:4.10

2. Der Wille als entscheidender Faktor in der Erfahrung des Menschen.

170:4.11

3. Geistige Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.

170:4.12

4. Die allerhöchsten Befriedigungen durch den liebevollen Dienst an den Menschen.

170:4.13

5. Die Überlegenheit des Geistigen über das Materielle in der menschlichen Persönlichkeit.

170:4.14

Die Welt hat diese dynamischen Ideen und göttlichen Ideale von Jesu Lehre vom Königreich des Himmels nie ernstlich oder aufrichtig oder ehrlich erprobt. Aber ihr solltet euch durch den scheinbar langsamen Fortschritt der Idee des Königreichs auf Urantia nicht entmutigen lassen. Denkt daran, dass die Ordnung der fortschreitenden Evolution plötzlichen und unerwarteten periodischen Veränderungen sowohl in der materiellen wie in der geistigen Welt unterworfen ist. Die Selbsthingabe Jesu als inkarnierter Sohn war gerade solch ein seltsames und unerwartetes Ereignis im geistigen Leben der Welt. Macht auch nicht den verhängnisvollen Fehler, nach der epochalen Manifestation des Königreichs Ausschau zu halten und es darüber zu versäumen, dieses in eurer eigenen Seele zu errichten.

170:4.15

Obwohl Jesus auf eine bestimmte, in der Zukunft liegende Phase des König­reichs hinwies und bei zahlreichen Gelegenheiten zu verstehen gab, dass ein solches Ereignis als Teil einer Weltkrise auftreten könnte; und obwohl er ebenfalls bei mehreren Anlässen mit großer Bestimmtheit und definitiv versprach, eines Tages nach Urantia zurückzukehren, sollte festgehalten werden, dass er diese beiden Ideen nie eindeutig miteinander in Verbindung brachte. Er versprach eine neue Offenbarung des Königreichs auf Erden zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt; er versprach ebenfalls, dereinst persönlich auf diese Welt zurückzukehren. Aber er sagte nicht, dass diese beiden Ereignisse dasselbe seien. Nach allem, was wir wissen, können sich diese Versprechen auf dasselbe Ereignis beziehen, oder auch nicht.

170:4.16

Seine Apostel und Jünger hingegen verknüpften ohne Zweifel diese beiden Lehren miteinander. Als sich das Königreich nicht erwartungsgemäß verwirklichte, erinnerten sie sich an des Meisters Äußerungen über ein zukünftiges Königreich und an sein Versprechen wiederzukehren und zogen den voreiligen Schluss, dass diese Versprechen sich auf ein und dasselbe Geschehen bezögen; und also lebten sie in der Hoffnung auf sein unmittelbar bevorstehendes zweites Kommen, um das Königreich in seiner ganzen Fülle und mit Macht und Herrlichkeit zu errichten. Und so haben gläubige Generationen nacheinander auf der Erde gelebt und dieselbe inspirierende, aber enttäuschende Hoffnung aufrechterhalten.


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