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Ereignisse, die zu der Krise in Kapernaum führen

Im Hause des Jairus  •  Die Speisung der Fünftausend  •  Der Krönungsversuch  •  Die nächtliche Vision von Simon Petrus  •  Zurück in Bethsaida  •  In Genezareth  •  In Jerusalem

DIE Geschichte der Heilung von Amos, dem Geistesgestörten von Kheresa, hatte Bethsaida und Kapernaum bereits erreicht, so dass, als Jesu Boot an jenem Dienstagvormittag landete, eine große Menschen­menge auf ihn wartete. In der Menge befanden sich auch die neuen Beobachter des Sanhedrins von Jerusalem, die nach Kapernaum herabgekommen waren, um einen Grund für die Verhaftung und Verurteilung des Meisters zu finden. Als Jesus mit den zu seiner Begrüßung Versammelten sprach, bahnte sich Jairus, einer der Synagogenleiter, einen Weg durch die Menge, fiel ihm zu Füßen, nahm ihn bei der Hand und flehte ihn an, doch eiligst mit ihm zu kommen. Er sagte: „Meister, meine kleine Tochter, mein einziges Kind, liegt todkrank bei mir zu Hause. Ich flehe dich an, komm und heile sie.“ Als Jesus die Bitte des Vaters hörte, sagte er: „Ich komme mit dir.“

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Während Jesus mit Jairus voranschritt, folgte dicht hinter ihnen der große Menschenhaufen, der des Vaters Bitte gehört hatte, um zu sehen, was geschehen würde. Kurz bevor sie das Haus des Leiters erreichten, eilten sie durch eine enge Gasse, wo die Menge Jesus bedrängte, als er plötzlich anhielt und ausrief: „Jemand hat mich berührt.“ Und als die Umstehenden verneinten, ihn berührt zu haben, sprach Petrus frei heraus: „Meister, du siehst doch, dass die Menge dich bedrängt und droht, uns zu erdrücken, und trotzdem sagst du: ‚Jemand hat mich berührt.‘ Was meinst du damit?“ Da antwortete Jesus: „Ich habe gefragt, wer mich berührt hat, weil ich gespürt habe, dass lebendige Energie von mir ausgegangen ist.“ Jesus schaute sich um, und dabei fiel sein Blick auf eine Frau in der Nähe, die herbeikam, zu seinen Füßen niederkniete und sagte: „Seit vielen Jahren leide ich unter einer quälenden Blutung. Ich habe durch viele Ärzte manches erlitten; ich habe dafür meinen ganzen Besitz weggegeben, aber keiner konnte mich heilen. Da hörte ich von dir, und ich dachte, könnte ich bloß den Saum deines Gewandes berühren, so wäre ich sicherlich geheilt. Und so drängte ich mich in der sich vorwärts bewegenden Menge nach vorn, bis ich neben dir stand, Meister, und den Saum deines Gewandes berührte und geheilt wurde; ich weiß, dass ich von meinem Leiden geheilt bin.“

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Als Jesus das hörte, nahm er die Frau bei der Hand, hob sie auf und sagte: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich geheilt; geh hin in Frieden.“ Es war ihr Glaube, und nicht ihre Berührung, der sie geheilt hatte. Und dieser Fall ist ein gutes Beispiel für viele vermeintliche Wunderheilungen, die Jesu irdischen Lebensweg begleiteten, von ihm aber in keiner Weise bewusst gewollt wurden. Der spätere Verlauf zeigte klar, dass diese Frau wirklich von ihrer Krankheit geheilt war. Ihr Glaube war von einer Art, die sich unmittelbar der Schöpferkraft bemächtigte, welche der Person des Meisters innewohnte. Mit dem Glauben, den sie besaß, genügte es, sich der Person des Meisters zu nähern. Es war vollkommen unnötig, sein Gewand zu berühren. Das war nur der abergläubische Teil ihres Glaubens. Jesus rief diese Frau, Veronika von Cäsarea-Philippi, zu sich, um zwei Irrtümer zu korrigieren, die in ihren oder in den Gedanken der übrigen Zeugen dieser Heilung hätten fortleben können: Er wollte nicht, dass Veronika mit dem Gedanken wegging, ihre Furcht, aus der heraus sie versuchte, ihre Heilung zu stehlen, sei belohnt worden, oder ihr Aberglaube, die Berührung seines Kleides mit der Heilung zu verbinden, sei wirksam gewesen. Alle, wünschte er, sollten wissen, dass ihr reiner und lebendiger Glaube die Heilung bewirkt hatte.


 
 
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Das Urantia Buch