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Ausbildung der Botschafter des Königreichs

7. Eine weitere Enttäuschung

138:7.1

Jesus hatte eine ruhige fünfmonatige Missionstätigkeit persönlichen Einsatzes geplant. Er sagte seinen Aposteln nicht, wie lange sie dauern würde; sie arbeiteten von Woche zu Woche. Und früh an diesem ersten Wochentag, als er seinen Aposteln eben diese Ankündigung machen wollte, kamen Simon Petrus, Johannes Zebedäus und Judas Iskariot, um sich persönlich mit ihm zu unterhalten. Petrus nahm Jesus beiseite und erkühnte sich zu sagen: „Meister, wir kommen auf Veranlassung unserer Mitarbeiter, um uns zu erkundigen, ob die Zeit nicht reif ist, ins Königreich einzutreten. Und wirst du das Königreich in Kapernaum verkündigen, oder werden wir nach Jerusalem gehen? Und wann wird jeder von uns erfahren, welche Stellung er neben dir bei der Errichtung des Königreichs einnehmen wird –“, und Petrus würde weitergefragt haben, wenn Jesus nicht eine mahnende Hand erhoben und ihm Einhalt geboten hätte. Mit einem Zeichen forderte er die in der Nähe stehenden Apostel auf heranzukommen und sagte: „Meine kleinen Kinder, wie lange soll ich Nachsicht mit euch üben? Habe ich euch nicht klargemacht, dass mein Königreich nicht von dieser Welt ist? Ich habe euch oft gesagt, dass ich nicht gekommen bin, um mich auf Davids Thron zu setzen. Wie ist es möglich, dass ihr jetzt wissen wollt, welchen Platz ein jeder von euch in des Vaters Königreich einnehmen wird? Könnt ihr nicht begreifen, dass ich euch zu Botschaftern eines geistigen Königreichs berufen habe? Versteht ihr nicht, dass ihr dazu bestimmt seid, mich bald, sehr bald in der Welt und in der Verkündigung des Königreichs zu vertreten, gerade so, wie ich jetzt meinen Vater im Himmel vertrete? Ist es möglich, dass ich euch als Botschafter des Königreichs ausgewählt und ausgebildet habe und ihr das Wesen und die Bedeutung dieses kommenden Königreichs göttlicher Vorherrschaft in den Herzen der Menschen nicht versteht? Meine Freunde, hört mir noch einmal zu! Verbannt die Idee aus eurer Vorstellung, dass mein Königreich ein Regiment der Macht oder eine ruhmreiche Herrschaft sei. Tatsächlich wird sehr bald alle Macht im Himmel und auf Erden in meine Hände gelegt werden, aber es ist nicht des Vaters Wille, dass wir diese göttliche Machtfülle in unserer Zeit zur persönlichen Glorifizierung einsetzen sollen. In einem anderen Zeitalter werdet ihr allerdings in Macht und Ruhm bei mir sein, aber jetzt haben wir uns dem Willen des Vaters unterzuordnen und uns in demütigem Gehorsam an die Ausführung seiner Gebote auf Erden zu machen.“

138:7.2

Seine Mitarbeiter waren wiederum schockiert, wie gelähmt. Jesus schickte sie paarweise weg, um zu beten und hieß sie, am Mittag zu ihm zurückzukehren. An diesem entscheidenden Vormittag suchte jeder von ihnen, Gott zu finden, und jeder gab sich Mühe, den anderen zu ermutigen und zu bestärken, und sie kehrten zu Jesus zurück, wie er ihnen geboten hatte.

138:7.3

Und nun erzählte er ihnen vom Kommen des Johannes, von der Taufe im Jordan, dem Hochzeitsfest in Kana, der kürzlichen Wahl der Sechs, wie sich seine leiblichen Brüder von ihnen zurückgezogen hatten, und warnte sie, dass der Feind des Königreichs versuchen werde, auch sie wegzulocken. Nach diesem kurzen, aber ernsten Gespräch erhoben sich unter Anführung von Petrus alle Apostel, um ihrem Meister gegenüber immerwährende Ergebenheit zu bekunden und dem Königreich unverbrüchliche Treue zu geloben, „diesem künftigen Königreich”, wie Thomas sich ausdrückte, „was immer es sein mag und auch, wenn ich es nicht ganz verstehe“. Sie glaubten alle wahrhaftig an Jesus, auch wenn sie seine Unterweisung nicht ganz verstanden.

138:7.4

Jesus fragte sie jetzt, wie viel Geld sie alle zusammen besäßen, und er erkundigte sich auch, welche Vorsorge sie für ihre Familien getroffen hätten. Als sich herausstellte, dass ihre Mittel kaum ausreichten, um davon zwei Wochen lang zu leben, sagte er: „Es ist nicht meines Vaters Wille, dass wir unsere Arbeit so beginnen. Wir wollen zwei Wochen hier am See bleiben und fischen oder anpacken, was unsere Hände zu tun finden. Und in der Zwischenzeit sollt ihr euch unter Führung von Andreas, dem erstgewählten Apostel, so organisieren, dass für alles, was ihr in eurem zukünftigen Wirken braucht, vorgesorgt ist. Und das gilt sowohl für euren jetzigen persönlichen Dienst als auch für später, wenn ich euch weihen werde, um das Evangelium zu predigen und Gläubige zu unterweisen.“ Diese Worte ermutigten sie alle sehr, es war die erste klare und positive Mitteilung, dass Jesus später dynamischere und anspruchsvollere öffentliche Anstrengungen zu machen gedachte.

138:7.5

Die Apostel verbrachten den Rest des Tages damit, ihre Organisation zu vervollkommnen und letzte Vorkehrungen für Boote und Netze zu treffen, um am folgenden Tag auf Fischfang zu gehen; denn sie hatten sich alle für das Fischen entschieden; die meisten von ihnen waren Fischer gewesen, selbst Jesus war ein erfahrener Bootsführer und Fischer. Viele der Boote, die sie während der kommenden paar Jahre gebrauchten, hatte Jesus mit eigenen Händen gebaut. Und es waren gute und verlässliche Boote.

138:7.6

Als Jesus sie anwies, zwei Wochen lang auf Fischfang zu gehen, fügte er hinzu „Und danach werdet ihr ausziehen und Menschenfischer werden.“ Sie fischten in drei Gruppen, und Jesus fuhr jeden Abend mit einer anderen Gruppe hinaus. Und wie sehr sie sich alle über Jesu Gegenwart freuten! Er war ein guter Fischer, ein fröhlicher Gefährte und ein inspirierender Freund; je länger sie an seiner Seite arbeiteten, umso mehr liebten sie ihn. Matthäus sagte eines Tages: „Je besser man gewisse Leute versteht, umso weniger bewundert man sie, aber diesen Mann, je weniger ich ihn verstehe, umso mehr liebe ich ihn.“

138:7.7

Dieser Plan, zwei Wochen Fischfang im Wechsel mit zwei Wochen Herumziehen im persönlichen Einsatz für das Königreich, wurde mehr als fünf Monate lang befolgt, bis zum Ende des Jahres 26 n. Chr., als die nach der Gefangennahme des Johannes einsetzende gezielte Verfolgung seiner Jünger aufgehört hatte.


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