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Ausbildung der Botschafter des Königreichs

3. Die Berufung von Matthäus und Simon

138:3.1

Jesus und die Sechs suchten am nächsten Tag Matthäus, den Zolleinnehmer auf. Matthäus erwartete sie bereits, nachdem er seine Bücher abgeschlossen und Vorkehrungen getroffen hatte, um die Angelegenheiten seines Kontors auf seinen Bruder zu übertragen. Als sie sich dem Zollhaus näherten, traten Andreas und Jesus vor, und dieser schaute Matthäus an und sagte: „Folge mir.“ Matthäus erhob sich und begab sich mit Jesus und den Aposteln zu seinem Hause.

138:3.2

Matthäus erzählte Jesus von dem Bankett, das er für den Abend vorbereitet hatte, und dass er wenigstens wünschte, seiner Familie und seinen Freunden ein solches Festessen zu geben, wenn Jesus einverstanden wäre und einwilligen würde, Ehrengast zu sein. Jesus gab durch Nicken sein Einverständnis. Darauf nahm Petrus Matthäus zur Seite und erklärte ihm, dass er einen gewissen Simon eingeladen habe, sich den Aposteln anzuschließen und erlangte von ihm die Einwilligung, Simon ebenfalls zu dem Fest zu laden.

138:3.3

Nach einem Mittagsmahl im Hause des Matthäus machten sie sich alle mit Petrus zu Simon Zelotes auf, den sie in seinem ehemaligen, nun von seinem Neffen geführten Geschäft fanden. Als Petrus Jesus zu Simon geführt hatte, grüßte der Meister den glühenden Patrioten und sagte nur: „Folge mir.“

138:3.4

Sie kehrten alle ins Haus des Matthäus zurück, wo sie bis zur Stunde des Abendessens viel über Politik und Religion sprachen. Die Familie Levi war seit langem in Geschäften und in der Steuereinziehung tätig; deshalb wären viele der von Matthäus zum Bankett geladenen Gäste von den Pharisäern als „Zöllner und Sünder“ bezeichnet worden.

138:3.5

Wenn in jenen Tagen für eine bedeutende Persönlichkeit ein solches Empfangs-Bankett gegeben wurde, war es Sitte, dass alle daran interessierten Leute im Festsaal herumgingen, um die Gäste bei Tische zu beobachten und den Gesprächen und Reden der geehrten Männer zuzuhören. Deshalb waren bei dieser Gelegenheit die meisten Pharisäer aus Kapernaum zugegen, um Jesu Verhalten bei diesem ungewöhnlichen gesellschaftlichen Anlass zu beobachten.

138:3.6

Im Verlauf des Abendessens schwoll die Fröhlichkeit der Tafelnden mächtig an, und alle waren so guter Dinge, dass die Pharisäer unter den Zuschauern insgeheim begannen, Jesus wegen seiner Teilnahme an einem so unbeschwerten und sorglosen Anlass zu kritisieren. Als später am Abend Reden gehalten wurden, ging einer der böswilligeren Pharisäer so weit, gegenüber Petrus seine Kritik an Jesu Verhalten zu äußern: „Wie wagt ihr es zu lehren, dass dieser Mann rechtschaffen sei, wenn er mit Zöllnern und Sündern speist und sich hergibt, solchen Szenen unbekümmerter Lustbarkeit beizuwohnen.“ Bevor Jesus zu den Versammelten den Abschiedssegen sprach, raunte ihm Petrus diese Kritik zu. Jesus begann folgendermaßen zu sprechen: „Ich bin heute Abend hierher gekommen, um Matthäus und Simon in unserer Gemeinschaft willkommen zu heißen, und ich bin glücklich, Zeuge eurer Unbeschwertheit und fröhlichen Geselligkeit zu sein, aber ihr solltet euch noch mehr freuen, weil viele von euch im kommenden Königreich des Geistes Einlass finden werden, wo ihr euch der guten Dinge des Königreichs des Himmels noch in viel reicherem Maße erfreuen werdet. Und zu euch, die ihr herumsteht und mich insgeheim tadelt, weil ich hier bin, um fröhlich mit diesen Freunden zu feiern, lasst mich sagen, dass ich gekommen bin, um den von der Gesellschaft Unterdrückten Freude und den sittlich Gefangenen geistige Freiheit zu verkünden. Muss ich euch daran erinnern, dass diejenigen, denen nichts fehlt, keinen Arzt brauchen, wohl aber die Kranken? Ich bin nicht gekommen, die Tugendhaften zu rufen, sondern die Sünder.“

138:3.7

Und das war für das ganze Judentum tatsächlich ein seltsamer Anblick: einen Mann aufrechten Charakters und vornehmer Gesinnung sich frei und fröhlich unter das gemeine Volk mischen zu sehen, und sogar unter eine ungläubige und vergnügungshungrige Schar von Zöllnern und bekannten Sündern. Simon Zelotes wünschte, an diesem Treffen in Matthäus‘ Hause eine Ansprache zu halten, aber Andreas, der wusste, dass Jesus keine Verwechslung des kommenden Königreichs mit der Bewegung der Zeloten wünschte, brachte ihn dazu, sich jeder öffentlichen Äußerung zu enthalten.

138:3.8

Jesus und die Apostel blieben über Nacht in Matthäus‘ Haus, und die Leute sprachen auf ihrem Heimweg nur über eines: über Jesu Güte und Freundlich­keit.


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