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Der Aufenthalt in Rom

6. Soziales Wirken

132:6.1

Hier in Rom ereignete sich auch jener rührende Vorfall, bei dem der Schöpfer eines Universums mehrere Stunden damit zubrachte, einer bangen Mutter ihr verirrtes Kind zurückzubringen. Der kleine Junge war von zu Hause weggelaufen und weinte verzweifelt, als Jesus ihn fand. Jesus und Ganid waren auf dem Weg zu den Bibliotheken, aber sie setzten nun alles daran, den Knaben nach Hause zu bringen. Ganid vergaß Jesu Kommentar nie: „Weißt du, Ganid, die meisten Menschen sind wie dieses verirrte Kind. Sie bringen einen großen Teil ihrer Zeit mit angsterfülltem Weinen und kummervollem Leiden zu, obwohl sie in Wahrheit nur wenig von der rettenden Sicherheit entfernt sind, gerade wie dieses Kind, das sich gar nicht weit weg von zu Hause befand. All jene, die den Weg der Wahrheit gehen und sich der Gewissheit erfreuen, Gott zu kennen, sollten es als ein Vorrecht und nicht als eine Pflicht ansehen, ihren Mitmenschen mit Rat beizustehen, wenn diese sich bemühen, im Leben Erfüllung zu finden. Haben wir uns nicht im höchsten Maße über diesen Dienst gefreut, das Kind seiner Mutter zurückzugeben? Ebenso empfinden jene, die Menschen zur Gotteserfahrung führen, die allerhöchste Befriedigung im Dienst am Menschen.“ Von diesem Tag an bis an sein Lebensende hielt Ganid ständig nach verlorenen Kindern Ausschau, die er nach Hause führen könnte.

132:6.2

Es war da auch eine Witwe mit fünf Kindern, deren Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Jesus erzählte Ganid, wie er seinen eigenen Vater durch einen Unfall verloren hatte, und sie gingen mehrmals hin, um die Mutter und ihre Kinder zu trösten, und Ganid erbat sich von seinem Vater Geld für Essen und Kleidung. Sie ließen in ihren Bemühungen nicht nach, bis sie für den ältesten Sohn eine Anstellung gefunden hatten, damit er zum Familienunterhalt beitragen konnte.

132:6.3

Als Gonod sich am Abend den Bericht dieser Erlebnisse anhörte, sagte er gutmütig zu Jesus: „Ich habe mir vorgenommen, aus meinem Sohn einen Gelehrten oder Geschäftsmann zu machen, und nun schickst du dich an, aus ihm einen Philosophen oder Philanthropen zu machen.“ Und Jesus antwortete lächelnd: „Vielleicht werden wir alle vier aus ihm machen; dann wird ihm im Leben eine vierfache Freude zuteil, da sein Gehör beim Vernehmen der menschlichen Melodie fähig sein wird, vier Töne statt eines einzigen wahrzunehmen.“ Darauf erwiderte Gonod: „Ich stelle fest, dass du wirklich ein Philosoph bist. Du musst für künftige Generationen ein Buch schreiben.“ Und Jesus antwortete: „Kein Buch – meine Sendung ist, in dieser Generation ein Leben für alle Generationen zu leben. Ich –“, aber er hielt inne und sagte zu Ganid: „Mein Sohn, es ist Zeit, zu Bett zu gehen.“


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