◄ 111:6
Schrift 111
112:0 ►

Der Justierer und die Seele

7. Das Problem des Justierers

111:7.1

Ungewissheit im Verein mit Sicherheit ist die Essenz des Paradies-Aben­teuers – Ungewissheit in der Zeit und im Verstand, Ungewissheit hinsichtlich der Ereignisse des sich entfaltenden Aufstiegs zum Paradies; Sicherheit im Geist und in der Ewigkeit, Sicherheit im schrankenlosen Vertrauen des Geschöp­fes­sohnes in das göttliche Erbarmen und die unendliche Liebe des Universalen Vaters; Ungewissheit als unerfahrener Bürger des Universums; Sicherheit als aufsteigender Sohn auf den Universumsstationen eines allmächtigen, allweisen und allliebenden Vaters.

111:7.2

Darf ich euch ermahnen, achtzugeben auf das ferne Echo des Appells des treuen Justierers an eure Seele? Der euch innewohnende Justierer kann dem Kampf, den ihr während eurer Laufbahn in der Zeit fechtet, nicht Einhalt gebieten oder ihn auch nur materiell verändern; der Justierer kann die Härten des Lebens, denen ihr auf eurer Reise durch diese Welt der Mühsal begegnet, nicht lindern. Der göttliche Bewohner kann sich nur geduldig im Hintergrund halten, während ihr den Kampf des Lebens, wie es auf eurem Planeten gelebt wird, liefert; aber ihr könntet, wenn ihr nur wolltet – während ihr arbeitet und euch sorgt, kämpft und euch abmüht – dem tapferen Ju­stierer erlauben, mit euch und für euch zu kämpfen. Ihr könntet euch außerordentlich bestärken und inspirieren, fesseln und faszinieren lassen, wolltet ihr dem Justierer nur erlauben, ständig die Bilder des wahren Beweggrundes, letztendlichen Ziels und ewigen Zwecks dieses ganzen schwierigen Sich-Emporarbeitens und Ringens mit den alltäglichen Problemen eurer gegenwärtigen materiellen Welt vor eure Augen zu halten.

111:7.3

Warum helft ihr dem Justierer nicht bei der Aufgabe, euch das geistige Gegenstück all dieser harten materiellen Anstrengungen zu zeigen? Warum erlaubt ihr ihm nicht, euch mit den geistigen Wahrheiten kosmischer Macht zu stärken, während ihr mit den zeitlichen Schwierigkeiten der Geschöpfesexistenz ringt? Warum ermutigt ihr den himmlischen Helfer nicht, euch mit der klaren Vision des ewigen Ausblicks auf das universale Leben zu erfreuen, während ihr mit Perplexität die Probleme der zerrinnenden Stunde betrachtet? Warum weigert ihr euch, euch durch die Sichtweise des Universums erleuchten und inspirieren zu lassen, während ihr euch inmitten der Hindernisse der Zeit abmüht und im Irrgarten der Ungewissheiten umhertappt, die eure irdische Lebensreise umstellen? Warum erlaubt ihr dem Justierer nicht, euer Denken zu vergeistigen, obwohl eure Füße auf den materiellen Pfaden irdischer Anstrengung gehen müssen?

111:7.4

Die höheren Rassen Urantias sind auf komplexe Art gemischt; sie sind eine Mischung aus vielen Rassen und Stämmen verschiedenen Ursprungs. Diese zusammengesetzte Natur macht es den Mentoren äußerst schwer, während des Lebens wirksam zu arbeiten, und vermehrt nach dem Tod eindeutig sowohl ihre wie die Probleme der seraphischen Hüter. Nicht vor langem war ich auf Salvington anwesend und hörte, wie ein Schicksalshüter eine förmliche Erklä­rung abgab, um die Schwierigkeiten, denen er beim Dienst an seinem sterblichen Schutzbefohlenen begegnet war, in einem milderen Lichte erscheinen zu lassen. Dieser Seraph sagte:

111:7.5

„Ein großer Teil meiner Schwierigkeiten kam von dem endlosen Konflikt zwischen den beiden Naturen meines Schutzbefohlenen her: Ehrgeizigem Drängen stellte sich tierische Indolenz entgegen; die Ideale eines höheren Volkes wurden durch die Instinkte einer niedrigeren Rasse durchkreuzt; die hohen Ziele einer großen Intelligenz durch den Druck eines primitiven Erbes bekämpft; der Weitblick eines vorausschauenden Mentors durch die Kurzsichtigkeit eines Geschöpfes der Zeit neutralisiert; die fortschrittlichen Pläne eines aufsteigenden Wesens durch die Wünsche und Sehnsüchte einer materiellen Natur abgeändert; blitzartige Mitteilungen der Universumsintelligenz durch die chemisch-energetischen Forderungen der sich entwickelnden Rasse ausgelöscht; dem Drängen der Engel stellten sich die Emotionen eines Tieres entgegen; die Schulung des Intellektes wurde durch die Neigungen des Instinktes zunichte gemacht; die Erfahrung des Einzelnen durch die angesammelten Tendenzen der Rasse bekämpft; das höchste Verlangen durch die niedrigsten Lockungen verdunkelt; der Höhenflug des Genies durch die Schwerkraft der Mittelmäßigkeit aufgehoben; der Fortschritt des Guten durch die Trägheit des Üblen verzögert; die Kunst des Schönen durch die Gegenwart des Bösen besudelt; die Spannkraft der Gesundheit durch die Erschöpfung der Krankheit neutralisiert; der Brunnen des Glaubens durch die Gifte der Furcht verschmutzt; der Frühling der Freude durch die Wasser des Leids verbittert; das Glück der Antizipation durch die Bitterkeit der Verwirklichung desillusioniert; die Freuden des Lebens stets durch die Schmerzen des Todes bedroht. Welch ein Leben, und auf welch einem Planeten! Und doch hat diese Seele dank der immer gegenwärtigen Hilfe des Gedankenjustierers und seines Drängens einen beachtlichen Grad an Glück und Erfolg erreicht und ist eben jetzt zu den Gerichtshallen Residenzias aufgestiegen.“

111:7.6

[Dargeboten von einem Einsamen Botschafter Orvontons.]


◄ 111:6
 
Schrift 112 ►
 

Deutsch Übersetzung © Urantia-Stiftung. Alle Rechte vorbehalten.