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Beziehung der Justierer zu den einzelnen Sterblichen

5. Irrige Vorstellungen von der Führung durch den Justierer

110:5.1

Vermengt und verwechselt Sendung und Einfluss des Justierers nicht mit dem, was man gewöhnlich als Gewissen bezeichnet; sie stehen in keinem direkten Zusammenhang. Das Gewissen ist eine menschliche und rein psychische Reaktion. Es soll nicht verachtet werden, aber es ist kaum die Stimme Gottes, die zu der Seele spricht, was diejenige des Justierers tatsächlich wäre, wenn man eine solche Stimme hören könnte. Das Gewissen ermahnt euch mit Recht, richtig zu handeln; aber der Justierer bemüht sich, euch zu sagen, was wahrhaft richtig ist; d. h. wenn und so sehr ihr fähig seid, seine Führung wahrzunehmen.

110:5.2

Die Traumerfahrungen des Menschen, dieses unordentliche und zusammenhangslose Defilieren im nicht-koordinierten schlafenden Verstand, stellen einen hinreichenden Beweis für das Unvermögen der Justierer dar, die unterschiedlichen Faktoren des menschlichen Verstandes zu harmonisieren und zu verknüpfen. Die Justierer können ganz einfach nicht innerhalb einer einzigen Lebensdauer zwei so ungleiche und verschiedene Denktypen wie den menschlichen und den göttlichen willkürlich koordinieren und synchronisieren. Wenn es ihnen trotzdem gelingt, wie es manchmal geschehen ist, werden solche Seelen ohne die Notwendigkeit, durch die Todeserfahrung zu gehen, direkt auf die Residenzwelten entrückt.

110:5.3

Während der Periode des Schlafs versucht der Justierer nur das zu vollbringen, was der Wille der bewohnten Persönlichkeit zuvor durch Entscheidungen und Optionen restlos gebilligt hat, welche bei völlig wachem Bewusstsein getroffen wurden und dadurch in die Domäne des Überverstandes, in das Verbindungsreich menschlich-göttlicher Wechselbeziehung, eingegangen sind.

110:5.4

Während ihre sterblichen Gastwirte schlafen, versuchen die Justierer, ihre Schöpfungen in den höheren Ebenen des materiellen Verstandes zu registrieren, und einige eurer grotesken Träume sind Ausdruck ihres Scheiterns beim Herstellen eines wirksamen Kontakts. Die Absurditäten des Traumlebens sind nicht nur der Ausdruck von gestauten, unausgedrückten Emotionen, sondern sie bezeugen auch die grässliche Verzerrung der von den Justierern vorgelegten Bilder geistiger Konzepte. Eure eigenen Leidenschaften, Triebe und anderen angeborenen Neigungen treten in das Bild ein und setzen ihre unausgedrückten Sehnsüchte an die Stelle der göttlichen Botschaften, welche die Mentoren sich bemühen, während des Schlafs der Psyche zu vermitteln.

110:5.5

Es ist äußerst gefährlich, bestimmen zu wollen, welches des Justierers Anteil am Traumleben ist. Die Justierer arbeiten tatsächlich während des Schlafs, aber eure gewöhnlichen Traumerfahrungen sind rein physiologische und psychologische Phänomene. Ebenso gewagt ist der Versuch einer Differenzierung zwischen der Registrierung von Justiererkonzepten und dem mehr oder weniger kontinuierlichen und bewussten Empfang der Diktate des sittlichen Bewusstseins. Das sind Probleme, deren Lösung dem individuellen Unterscheidungsvermögen und persönlicher Entscheidung anheim gestellt sind. Aber es wäre für ein menschliches Wesen besser, einen Irrtum zu begehen, indem es eine Eingebung des Justierers zurückweist, weil es sie als eine rein menschliche Erfahrung betrachtet, als den dummen Fehler zu begehen, die Reaktion seines materiellen Verstandes in die Sphären göttlicher Würde emporzuheben. Denkt immer daran, dass der Einfluss eines Gedankenjustierers größtenteils, wenn auch nicht gänzlich, eine überbewusste Erfahrung ist.

110:5.6

In wechselndem Grade und immer stärker kommuniziert ihr während eures Aufstiegs durch die psychischen Kreise manchmal direkt, aber häufiger indirekt, mit eurem Justierer. Es ist indessen gefährlich, der Meinung zu sein, dass jedes neue im menschlichen Verstand aufkeimende Konzept vom Justierer diktiert sei. Häufiger ist bei Wesen eurer Ordnung das, was ihr für des Justierers Stimme hält, in Wirklichkeit eurem eigenen Intellekt entsprungen. Man befindet sich da auf einem gefährlichen Grund, und jedes Menschenwesen muss diese Probleme gemäß seiner natürlichen menschlichen Weisheit und übermenschlichen Erkenntnis selber klären.

110:5.7

Der Justierer des menschlichen Wesens, durch welches diese Kommuni­kation geschieht, erfreut sich hauptsächlich deshalb einer so weitgehenden Hand­lungsfreiheit, weil sein menschlicher Partner gegenüber allen äußeren Kund­gebungen der inneren Gegenwart des Justierers annähernd vollständig gleichgültig bleibt; es ist tatsächlich ein Glücksfall, dass er sich bei dem ganzen Vorgang bewusst völlig unbeteiligt zeigt. Er beherbergt einen der erfahrensten Justierer seiner Zeit und Generation, und doch bezeichnet es sein Schicksalshüter als seltene und zufällige Reaktion, dass er sich gegenüber den Phänomenen, welche die Anwesenheit dieses vielbegabten Justierers in seinem Verstand begleiten, passiv verhält und gleichgültig zeigt. Und all das bildet ein günstiges Zusammenwirken von Einflüssen – ebenso günstig für den Justierer in den höheren Sphären des Handelns wie für den menschlichen Partner vom Standpunkt der Gesundheit, Wirksamkeit und inneren Ruhe.


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